Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich erstmals zu Anschlägen im Iran bekannt. Bei Angriffen auf das Parlament im Zentrum von Teheran und das Mausoleum von Ayatollah Khomeini südlich der Stadt wurden am Mittwoch zwölf Menschen getötet.
Das IS-Sprachrohr Amak meldete, IS-«Kämpfer» hätten die Anschläge verübt. Laut den Rettungskräften gab bei den Angriffen neben den zwölf Toten über 40 Verletzte. Auch sechs der sieben Terroristen sind laut Medienberichten tot. Einer sei in Haft. Zwei Gruppen von Angreifern hatten am Vormittag den Parlamentskomplex und das Mausoleum gestürmt.
Vier Männer schlichen sich laut iranischem Innenministerium als Frauen verkleidet ins Parlament. Drei von ihnen wurden erschossen und einer sprengte sich in die Luft, wie Medien berichteten. Über Stunden waren Schüsse im Parlament zu hören, bevor die Polizei zum Sturm auf die Angreifer ansetzte.
Der Anschlag ereignete sich, während die Abgeordneten gerade eine Sitzung abhielten. Fernsehbilder zeigten, wie die Parlamentarier ungerührt ihre Debatte fortsetzten. Parlamentspräsident Ali Laridschani bezeichnete die Angriffe als «nebensächliche Angelegenheit» und zeigte sich überzeugt, dass die Sicherheitskräfte damit fertig werden würden.
Weiteres Attentat vereitelt
Auch im Mausoleum des verstorbenen Revolutionsführers Ajatollah Ruhollah Khomeini am Rande der Autobahn zur Theologenstadt Ghom in der Ebene südlich von Teheran gab es ein Selbstmordattentat. Ein weiterer Mann wurde erschossen und einer verhaftet.
Zahlreiche Sicherheitskräfte riegelten das Grabmal und das Parlament im Stadtzentrum ab. Teile der U-Bahn von Teheran wurden geschlossen. Innenminister Abdolrahman Fasli berief eine Krisensitzung des Sicherheitsrats ein.
Ein weiteres Attentat sei vereitelt worden, erklärte das Geheimdienstministerium und rief die Bevölkerung zur Wachsamkeit auf. Eine «Gruppe von Terroristen», die einen dritten Anschlag geplant habe, sei festgenommen worden.
Erst am Sonntag hatte Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei im Mausoleum bei einer Kundgebung zum 28. Todestag Khomeinis dem Westen eine verfehlte Strategie gegen Dschihadisten vorgeworfen. Khomeini hatte 1979 die Islamische Revolution im Iran nach dem Sturz von Schah Reza Pahlavi angeführt und das Land zu einer Islamischen Republik umgestaltet.
Wiederholt mit Angriffen gedroht
Der IS hatte dem überwiegend schiitischen Iran wiederholt mit Angriffen gedroht. Im März veröffentlichte er ein Video auf Persisch, in dem er drohte, den Iran zu erobern und «der sunnitischen muslimischen Nation zurückzugeben».
Wie andere sunnitische Extremisten betrachtet die IS-Miliz Schiiten als Ungläubige und verübt regelmässig Anschläge gegen sie. Vom Iran gesponserte Milizen sind sowohl in Syrien als auch im Irak im Einsatz. Teheran ist ein treuer Unterstützer von Syriens Präsident Baschar al-Assad.
Die Situation in der Region ist ohnehin spannungsgeladen: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten und der Jemen brachen am Montag alle diplomatischen Kontakte zu Katar ab. Die arabischen Staaten beschuldigen Katar, Terrororganisationen wie den IS zu unterstützen.