Die IS-Terrormiliz hat sich zum Anschlag vom Mittwoch auf ausländische Touristen in Tunis bekannt. In einer im Internet verbreiteten Audio- und Textbotschaft wurden die Täter am Donnerstag als «Ritter des Islamischen Staates» gewürdigt.
Die tunesischen Behörden nahmen im Zusammenhang mit dem Anschlag neun Personen fest. Es gebe bei vier der Verdächtigen eine direkte Verbindung zum Attentat, teilten die Behörden mit. Bei den getöteten Terroristen handle es sich um Tunesier.
In den grossen Städten des Landes soll in den kommenden Tagen die tunesische Armee für Sicherheit sorgen. In den Stadtzentren würden Soldaten patrouillieren, teilte das Präsidialamt mit. Staatsoberhaupt Béji Caïd Essebsi habe dies nach Beratungen mit der Führung der Streitkräfte entschieden.
Die Gesamtzahl der Todesopfer stieg unterdessen auf 23, jene der Verletzten auf mindestens 44. Die Zahl der getöteten ausländischen Touristen stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums auf 20. Ihre Nationalität ist nicht eindeutig geklärt.
Das Aussenministerium in London teilte mit, auch eine Britin sei unter den Todesopfern. Nach Angaben der Regierungen in Rom, Tokio und Warschau vom Donnerstag starben zudem vier Italiener, drei Japaner und zwei Polen. Tunesischen Angaben zufolge kamen ausserdem Touristen aus Frankreich, Spanien, Kolumbien, Australien sowie insgesamt drei Tunesier ums Leben.
Demonstrationen für nationale Einheit
Der Anschlag wurde weltweit verurteilt, viele werteten ihn als Angriff auf die junge Demokratie in dem nordafrikanischen Land.
Für Donnerstagnachmittag hatte ein Bündnis von Gewerkschaften und anderen Organisationen zu einer Trauerkundgebung in der Nähe des Museums auf gerufen. Damit solle ein «Zeichen der nationalen Einheit im Kampf gegen den Terrorismus gesetzt werden», erklärten die Veranstalter.
Hunderte aufgebrachte Menschen hatten bereits kurz nach dem Anschlag im Zentrum der Hauptstadt demonstriert. Das Museum soll nach Angaben des Kulturministeriums Anfang der Woche wieder für Besucher geöffnet werden.
Der Anschlag im Herzen der tunesischen Hauptstadt kam nicht überraschend. So sollen Tausende Tunesier nach Syrien, in den Irak und nach Libyen gereist sein, um auf der Seite von Islamisten zu kämpfen.
Die junge Demokratie in Tunesien wurde bereits als potenzielles Ziel von Extremisten gesehen. Zwei Zeitungen berichteten, die Attentäter seien im Irak und in Libyen gewesen.
Anschlag auf Wirtschaft des Landes
Der Überfall auf die Touristen trifft Tunesien in einer Zeit, in der sich das Land nach einer unruhigen Übergangsphase auf dem Weg in die Demokratie befindet.
Der Anschlag ereignete sich im berühmten Bardo-Museum, in dem viele archäologische Fundstücke zu sehen sind. Mit der Tat sollte offenkundig der Tourismus getroffen werden, der sieben Prozent zur tunesischen Wirtschaftsleistung beiträgt.
Nach dem Attentat strichen einige Reiseveranstalter Touren von den Küstenorten in die Hauptstadt Tunis. Die Hotelkette Accor teilte mit, sie habe die Sicherheitsvorkehrungen in ihren Häusern in Tunesien verstärkt. Die Kreuzfahrtgesellschaft Costa, eine Tochter von Carnival, strich die Stopps der Schiffstouren in Tunesien.
Auch das Aussendepartement EDA in Bern passte nach dem Anschlag die Reisehinweise für Tunesien an. Es warnte vor einem Risiko terroristischer Akte im nordafrikanischen Land und rief Reisende zu erhöhter Wachsamkeit auf.