Dschihadisten haben in zwei westirakischen Städten 21 Menschen hingerichtet. Das wurde am Sonntag von Offizieren und Ärzten mitgeteilt. Bei den Getöteten handelte es sich den Angaben zufolge um Repräsentanten der bisherigen Autoritäten.
Die Exekutionen erfolgten am Wochenende in den Städten Rawa und Ana, die von Kämpfern der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS) gestürmt worden waren. Die irakische Armee hatte sich nach eigenen Angaben aus «taktischen» Gründen von den Ortschaften zurückgezogen.
Mit der Eroberung der Städte Rawa, Ana sowie Al-Kaim und Husseiba hat die ISIS ihre Machtposition im Westen des Iraks gefestigt. Die sunnitische Dschihadisten-Miliz kontrolliert nun grosse Gebiete beiderseits der syrisch-irakischen Grenze.
Durch die Einnahme des Grenzpostens Al-Kaim kann die Gruppierung nunmehr unbehindert ihre Kämpfer im Irak und Syrien mit Waffen versorgen. Die Dschihadisten streben die Errichtung eines Gottesstaates vom Irak bis zum Mittelmeer an.
Wichtige syrische Städte erobert
Die ISIS eroberte nach Angaben der syrischen Opposition auch drei strategisch wichtige syrische Städte im Grenzgebiet. Im syrischen Bürgerkrieg kämpft die ISIS gegen Regierungstruppen sowie gegen andere Dschihadisten-Gruppen.
Kampfflugzeuge der syrischen Luftwaffe bombardierten am Samstag ISIS-Stellungen an der Grenze. Allein 16 Menschen kamen bei einem Angriff auf die Ortschaft Muhassan ums Leben. Die Stammesältesten des Ortes hatten sich am Vortag ISIS angeschlossen.
Im Irak ist ISIS in den vergangenen Tagen nach einer Blitzoffensive ins Umland von Bagdad vorgestossen. Die Miliz kontrolliert bereits die grösste Stadt des Nordens des Irak, Mossul. Ihre Kämpfer griffen auch die nördlich von Tikrit gelegene Stadt Al-Alam an. Das Staatsfernsehen berichtete von 40 getöteten ISIS-Kämpfern.
In der irakischen Hauptstadt Bagdad versucht die schiitische Regierung derweil, den Widerstand zu organisieren. Am Samstag paradierten Tausende Freiwillige in Tarnanzügen durch das Slumviertel Sadr.
Wie im benachbarten Syrien regt sich auch im Irak unter den Sunniten Widerstand gegen die ISIS. In Hawidscha südwestlich von Kirkuk kam es nach Stammesangaben zu Gefechten mit der Nakschbandi-Armee, einem Zusammenschluss früherer Armeeoffiziere und Anhänger der Baath-Partei des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein. Dabei seien mindestens zehn Menschen getötet worden.
Kerry berät mit Verbündeten
Angesichts des Vormarsches der Dschihadisten im Irak schalten sich die USA verstärkt in den Konflikt ein. US-Aussenminister John Kerry startete am Sonntag eine Initiative, die ihn von Kairo über Amman auch zur NATO in Brüssel führen wird. Auch in den Irak will Kerry reisen.
Kerry wolle mit den «Partnern und Verbündeten» darüber beraten, wie Sicherheit, Stabilität und die Bildung einer Einheitsregierung im Irak unterstützt werden könnten, sagte seine Sprecherin Jen Psaki. Die USA boten die Entsendung von 300 Sondereinsatzkräften zur Beratung der irakischen Regierung bei der Rückeroberung der von ISIS eroberten Gebiete an.
Iran gegen US-Einmischung
Das geistliche Oberhaupt im schiitischen Iran, Ajatollah Chamenei, sprach sich nachdrücklich gegen eine Intervention der USA im Nachbarland aus.
Die Iraker seien selbst in der Lage, die Gewalt zu stoppen, sagte Chamenei am Sonntag laut der Nachrichtenagentur Irna. Der Konflikt sei kein religiöser, sondern werde zwischen denjenigen ausgetragen, die den Irak an der Seite der USA sehen wollten und denjenigen, die sich für die irakische Unabhängigkeit einsetzten.