Die sunnitische Terrormiliz ISIS ist im Norden des Iraks mit brutaler Gewalt gegen Andersgläubige und Gegner vorgegangen. In der Provinz Ninive zerstörten ISIS-Kämpfer mehrere Moscheen und andere religiöse Einrichtungen von Schiiten und Sunniten.
Bilder im Internet zeigten, wie ISIS-Kämpfer in Mossul und in der Umgebung der Stadt mindestens zehn Gebetsstätten und Grabmäler in die Luft sprengen oder mit Bulldozern dem Erdboden gleich machen. Lokale Medien bestätigten am Samstag die Zerstörungen der religiösen Stätten.
In Mossul, rund 400 Kilometer nördlich von Bagdad, und Umgebung demolierten Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS) mindestens fünf Gebetsstätten und Grabmäler, darunter historische Kulturgüter.
Im Ort Tel Afar zerstörten sie mindestens vier Moscheen und ein Grabmal. Die ISIS-Kämpfer hätten die religiösen Stätten als «heidnische Tempel» bezeichnet, berichtete das irakische Nachrichtenportal «Al-Mada».
Bei der Verteidigung schiitischer Stätten wurde laut offiziellen Angaben Teherans offenbar ein iranischer Pilot getötet. Teheran hatte der Regierung des Nachbarlandes Hilfe beim Kampf gegen den ISIS-Aufstand zugesagt, allerdings nicht mit eigenen Soldaten.
Exekutionen in kurdischem Dorf
Bei ihrem Vormarsch gehen die ISIS-Milizen weiter mit brutaler Härte vor. Im mehrheitlich von Kurden bewohnten Ort Zur Maghar richteten sie zehn Stammesführer und ältere Autoritäten hin. Die Opfer wurden erschossen oder aufhängt.
Dies meldete die kurdische Nachrichtenagentur Bas News unter Berufung auf Augenzeugen. Drei der Opfer seien an einer Kreuzung an Pfählen hängen gelassen worden, um die Bevölkerung einzuschüchtern.
ISIS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi zeigte sich derweil das erste Mal seit langer Zeit in der Öffentlichkeit. ISIS verbreitete im Internet ein Video, das ihn angeblich bei der Freitagspredigt in einer Moschee in Mossul zeigt. Im Videoauftritt forderte er den «Gehorsam» aller Muslime ein und pries den Dschihad, den «Heiligen Krieg».
Die ISIS-Extremisten hatten am vergangenen Sonntag ein «Islamisches Kalifat» ausgerufen und Bagdadi zum «Kalifen» ernannt. Zudem benannte sich die Gruppe in «Islamischer Staat» um. Ihr erklärtes Ziel ist der Marsch auf Bagdad. Mossul, die zweitgrösste Stadt des Iraks, hatte sie Mitte Juni eingenommen.
Der einflussreiche ägyptische Rechtsgelehrte Jussif al-Karadawi verurteilte die Errichtung des Kalifats. ISIS verstosse damit gegen die Scharia, das islamische Recht, heisst es in einer Stellungnahme der Internationalen Vereinigung Muslimischer Gelehrter, deren Vorsitzender Al-Karadawi ist.
Angriff auf Ölraffinerie abgewehrt
Die irakische Armee wehrte unterdessen einen ISIS-Angriff auf die Ölraffinerie in dem Ort Baidschi ab. Dabei seien zwölf ISIS-Kämpfer getötet worden, hiess es aus irakischen Sicherheitskreisen. Die Raffinerie ist eine der wichtigsten des Landes.
Die Terrorgruppe beherrscht im Irak und im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien bereits mehrere wichtige Ölfelder. Am Donnerstag hatte sie im Osten Syriens eines der grössten Ölfelder des Landes in Al-Omar kampflos eingenommen.
Krankenschwestern zurück in Indien
46 indische Krankenschwestern konnten schliesslich nach ihrer Freilassung aus einem von ISIS beherrschten Gebiet im Irak nach Indien zurückkehren. Sie hatten sich in einem Krankenhaus in Tikrit verschanzt, als die Gegend von ISIS-Kämpfern eingenommen wurde.
39 indische Bauarbeiter, die vor zwei Wochen in der Nähe von Mossul entführt worden waren, sind weiter in der Hand der Extremisten. Etwa 10’000 Inder leben und arbeiten im Irak.