Die Anhänger des entmachteten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi haben für diesen Freitag zu neuen Demonstrationen aufgerufen. Sie wollen gegen die geplante Räumung ihrer Protestlager in Kairo durch die Sicherheitskräfte protestieren.
Bei gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis in der Provinzstadt Tel Al-Kebir wurden zehn Menschen verletzt.
Nach Informationen des staatlichen Fernsehens war es zu einer Massenschlägerei gekommen, nachdem Anhänger der Muslimbruderschaft einen Taxifahrer erstochen hatten. Er war mit seinem Auto in ihren Demonstrationszug gefahren.
Das Militär hatte Mursi, der aus der Muslimbruderschaft stammt, am 3. Juli nach Massenprotesten abgesetzt. Seither protestieren die Islamisten in zwei Protestlagern in Kairo.
Die Übergangsregierung hat die Sicherheitskräfte ermächtigt, die Protestlager notfalls mit Gewalt zu räumen. Menschenrechtsgruppen und die Partei der Freien Ägypter warnten vor neuem Blutvergiessen.
Die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton hatte den inhaftierten Mursi getroffen. Ein Sprecher der salafistischen Al-Nur-Partei sagte der Nachrichtenwebsite «youm7», seine Partei sei gegen europäische Vorschläge für eine Beilegung der Krise.
Keine Besuchsrecht für Westerwelle
Unterdessen traf in Kairo der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle mit Aussenminister Nabil Fahmi zusammen. Westerwelle rief alle politischen Kräfte des Landes zum Verzicht auf weitere Gewalt auf.
«Wir wollen, dass auf Gewalt verzichtet wird und dass ein demokratischer Neuanfang mit Wahlen in Ägypten möglich wird, bei dem alle politischen Kräfte mitwirken können», sagte Westerwelle nach dem Treffen mit Fahmi. Deutschland sei zur Unterstützung bei einem «Weg in Richtung Demokratie und Wohlstand» bereit.
Westerwelle ist der erste westliche Aussenminister, der seit dem Umsturz am 3. Juli mit der neuen Führung in Kairo zusammenkommt. Im Lauf des Tages standen auch noch Gespräche mit Übergangspräsident Adli Mansur sowie Armeechef Abdel Fattah al-Sisi auf dem Programm.
Westerwelles Wunsch, auch den inhaftierten Mursi zu sehen, wurde von der Präsidentschaftskanzlei in Kairo abschlägig beschieden.