Islamisten zerstören Gräber der grössten Moschee in Timbuktu

Radikalislamische Rebellen haben in der malischen Wüstenstadt Timbuktu die Zerstörung jahrhundertealter Gebäude fortgesetzt. Am Dienstag fielen ihrer Vernichtungswut nach Angaben von Augenzeugen die Gräber der grössten Moschee der Stadt zum Opfer.

Die Bauten in Timbuktu gehören seit 1988 zum Weltkulturerbe (Archiv) (Bild: sda)

Radikalislamische Rebellen haben in der malischen Wüstenstadt Timbuktu die Zerstörung jahrhundertealter Gebäude fortgesetzt. Am Dienstag fielen ihrer Vernichtungswut nach Angaben von Augenzeugen die Gräber der grössten Moschee der Stadt zum Opfer.

„Sie haben zwei Mausoleen der grossen Djingareyber-Moschee zerstört“, sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AFP. „Die Islamisten haben alles kaputt gemacht, es ist nichts übrig.“ Ein anderer Augenzeuge sagte, die Islamisten hätten dabei in die Luft geschossen, um Schaulustige zu vertreiben.

Mit Äxten, Spitzhacken und Meisseln schlugen die Mitglieder der Islamistengruppe Ansar Dine Zeugen zufolge auf die in der charakteristischen Lehmbauweise erbauten Heiligengräber der Moschee ein. Die Djingareyber-Moschee ist eine der drei wichtigsten der im Nordosten von Mali gelegenen Stadt.

Weitere Zerstörungen angekündigt

Ende Juni hatten Mitglieder der islamistischen Rebellengruppe Ansar Dine bereits sieben der insgesamt 16 Mausoleen in der Wüstenstadt eingerissen und angekündigt, auch die weiteren Grabmäler „ohne Ausnahme“ zu zerstören. Vor einer Woche zerstörten sie zudem eine Tür an der Sidi-Yahya-Moschee, deren Öffnen dem örtlichen Glauben zufolge Unglück bringt.

Ansar Dine bekräftigte am Dienstag, sämtliche zum Weltkulturerbe zählenden Bauten in der Region einreissen zu wollen. Ein Sprecher erklärte: „Wir werden alles zerstören.“ Auch die Mausoleen innerhalb der Moscheen und die ausserhalb von Timbuktu würden abgerissen, sagte er. „Es gibt kein Welterbe, so etwas existiert nicht. Das Ausland soll aufhören, sich einzumischen.“

Blütezeit endgültig vorbei

Ebenso wie die Heiligengräber stammen die drei grossen Moscheen in Timbuktu aus der Blütezeit der Stadt zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, als sie ein wichtiger Knotenpunkt der Karawanenstrassen und ein Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit war. Die Bauten gehören seit 1988 zum Weltkulturerbe.

Nach Ansicht von Ansar Dine („Verteidiger des Glaubens“) verstösst die Verehrung der Heiligen gegen den Islam, der den Gläubigen gebietet, allein Allah zu verehren. Im Glauben der Bevölkerung spielen die Heiligen aber eine wichtige Rolle als Beschützer der Stadt.

Ansar Dine hatte die am Nordufer des Niger-Flusses gelegene Oasenstadt gemeinsam mit Tuareg-Rebellen unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem die Regierung in Bamako im März von einer Gruppe Soldaten gestürzt worden war. Später vertrieben die Islamisten dann die Tuareg.

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