Islamisten haben im Norden von Mali erneut die Grabstätte eines muslimischen Heiligen zerstört. Wie Vertreter der Region Gao sowie Augenzeugen am Montag erklärten, schlug rund ein Dutzend Männer am Samstag mit Hämmern und Spitzhacken bewaffnet auf das Mausoleum von Scheik Al-Kebir ein.
Das Mausoleum, das rund 330 Kilometer von der Stadt Gao entfernt liegt, sei zerstört worden, bestätigte ein Einwohner. Den Angaben zufolge übernahmen die Islamisten, die weite Teile des Nordens unter ihrer Kontrolle haben, die Verantwortung für die Zerstörung.
Die Islamisten sollen der Gruppe MUJAO angehören. „Das ist ein Verbrechen“, sagte ein Verantwortlicher der Stadt Gao. Den Angaben zufolge planen sie offenbar weitere heilige Stätten im Norden zu zerstören. Bereits im Juli hatten Islamisten mit der Zerstörung jahrhundertealter Gebäude in der malischen Wüstenstadt Timbuktu weltweit für Entsetzen gesorgt.
Nach Ansicht der Islamisten verstösst die Verehrung von Heiligen gegen den Islam, der den Gläubigen gebiete, allein Allah zu verehren. Sie lehnen es ausserdem ab, dass die Stätten zum Weltkulturerbe gehören und betrachten dies als Einmischung des Auslands.
MUJAO hatte nach einem Militärputsch in Bamako Ende März gemeinsam mit der islamistischen Gruppe Ansar Dine und verbündeten Tuareg-Rebellen innerhalb weniger Tage den Norden Malis eingenommen und in den Städten unter ihrer Kontrolle die Scharia ausgerufen. Seitdem haben die Islamisten die Tuareg-Rebellen aber aus den wichtigsten Städten vertrieben.
UNO verlangt internationales Eingreifen
Wegen massiver Menschenrechtsverletzungen in der Region rief die UNO-Kommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, zum schnellen internationalen Eingreifen auf. Folter, Steinigungen, Vergewaltigungen und Verschleppungen seien im Norden Malis an der Tagesordnung, sagte Pillay am Montag in Genf.
Frauen seien von bewaffneten Männern zum Sex gezwungen, ein unverheiratetes Paar gesteinigt und zahlreiche Kinder als Soldaten missbraucht worden. „Es besteht die dringende Notwendigkeit, national und international zu helfen“, sagte Pillay. Ansonsten drohe die Gewalt auf die Sahel-Region überzugreifen.