Ein Gericht in Bangladesch hat den Vorsitzenden der grössten islamistischen Partei Jamaat-e-Islami wegen Kriegsverbrechen zum Tod durch den Strang verurteilt. Die Motiur Rahman Nizami zur Last gelegten Verbrechen gehen auf den Unabhängigkeitskrieg von 1971 zurück.
Der heute 71-jährige Nizami sei im Krieg gegen Pakistan als Anführer der Badr-Miliz für Morde, Vergewaltigungen und Plünderungen verantwortlich gewesen. Während des Konflikts habe er die Tötung von Wissenschaftlern, Schriftstellern und Ärzten veranlasst. Hunderte Menschen begrüssten vor dem Gerichtsgebäude in der Hauptstadt Dhaka das Urteil. Die Verteidigung kündigte Revision an.
Vor der Gerichtsentscheidung waren die Sicherheitsmassnahmen im ganzen Land verschärft worden. Bereits im Januar hatte es gegen Nizami und mehrere Vertraute Todesurteile wegen Waffenschmuggels an eine indische Rebellengruppe gegeben. Dies löste heftige Unruhen aus.
Nizami diente als Industrieminister unter der ehemaligen Regierungschefin Khaleda Zia von der Bangladesh Nationalist Party (BNP). Die BNP erlitt bei der Wahl im Jahr 2008 eine Niederlage und musste die Macht an die Awami League abgeben, die bei der umstrittenen Parlamentswahl Anfang Januar im Amt bestätigt wurde.
Die Opposition sieht das Verfahren gegen Nizami und andere ähnliche Prozesse als politisch motiviert an. Die Kriegsverbrechertribunale waren von Premierministerin Sheikh Hasina zur Aufarbeitung des Krieges eingerichtet worden.