Das bürgerliche Lager in Island hat bei den Parlamentswahlen am Samstag die Regierungsmacht zurückerobert. Die Mitte-Rechts-Parteien lagen am frühen Sonntagmorgen deutlich vorne, die regierenden Sozialdemokraten blieben weit abgeschlagen.
Dies ergab die in der Nacht zum Sonntag veröffentlichte Auszählung von fast 20 Prozent der Stimmen. Demnach sicherten sich die oppositionellen Konservativen zusammen mit der liberalen Fortschrittspartei mit 48,5 Prozent wie erwartet die absolute Mehrheit.
Voraussichtlich neuer Ministerpräsident wird der konservative Parteichef Bjarni Benediktsson. Der 43-Jährige will den von der bisherigen Regierung betriebenen Beitritt Islands zur EU stoppen. Benediktssons traditionell auf der Atlantikinsel dominierende Unabhängigkeitspartei lag bei der als stabil eingestuften Prognose mit 25,9 Prozent vor der Fortschrittspartei mit 22,6 Prozent.
Die 2009 kurz nach dem Bankenkollaps auf der Atlantikinsel angetretene Mitte-Links-Koalition der Sozialdemokratin Johanna Sigurdardottir verlor mit nur 25 Prozent die Hälfte ihrer bisherigen Sitze.
Privathaushalte kämpfen mit Schulden
Als ausschlaggebend für das Mitte-Links-Desaster gilt in Reykjavik die Unzufriedenheit vieler Bürger mit der Verteilung der Lasten aus dem Bankenkollaps. Für diesen hatten die Wähler noch die Konservativen politisch verantwortlich gemacht und diese deshalb 2009 nach 18 Regierungsjahren in die Opposition geschickt.
Das Krisenmanagement von Sigardurdottirs Regierung wird international als weitgehend erfolgreich anerkannt. Während die Arbeitslosigkeit unter 5 Prozent gesunken, der Staatshaushalt fast wieder ausgeglichen und die Wirtschaft in Schwung gekommen ist, haben aber viele Privathaushalte mit drastisch gestiegenen Kreditschulden zu kämpfen.
Das endgültige Wahlergebnis wird für Sonntagvormittag erwartet. Nach Angaben des Fernsehsenders RUV beteiligten sich 83,3 Prozent der 238’000 stimmberechtigten Isländer an der Wahl.