Israel beruft Reservisten für Ausweitung der Gaza-Offensive ein

Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat am Donnerstag Reservisten für eine Ausweitung der Offensive im Gazastreifen einberufen. Israelische Truppen rückten gleichzeitig näher an die Grenze zu dem palästinensischen Gebiet vor.

Rauch über Gaza-Stadt (Bild: sda)

Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat am Donnerstag Reservisten für eine Ausweitung der Offensive im Gazastreifen einberufen. Israelische Truppen rückten gleichzeitig näher an die Grenze zu dem palästinensischen Gebiet vor.

Das galt als Zeichen für eine bevorstehende Bodenoffensive der Israelis in dem von der Hamas kontrollierten Gebiet. Die Armee sei dabei, „die Kampagne auszuweiten“, sagte Armeesprecher Joaw Mordechai am Donnerstagabend dem Fernsehsender Channel 2.

Zuvor bombardierte Israel pausenlos Ziele im Gazastreifen und militante Palästinenser feuerten Raketen auf Israel. Einen Tag nach der gezielten Tötung von Hamas-Militärchef Ahmed al-Dschabari durch Israel kostete ein Raketenangriff der radikal-islamischen Hamas am Donnerstag drei Israelis das Leben.

Sie waren die ersten Todesopfer auf Seiten des jüdischen Staates in den Gefechten, die sich zum offenen Krieg auszuweiten drohen. Zudem wurden mindestens zwölf Menschen in Israel verletzt. Im Gazastreifen stieg die Zahl der Toten bei Luftangriffen auf 15, darunter zwei Kleinkinder und eine Schwangere. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums wurden mehr als 150 Menschen verletzt.

Die israelische Armee habe seit Beginn der Offensive „Säule der Verteidigung“ am Mittwoch fast 230 Ziele aus der Luft und vom Meer aus angegriffen, teilte eine Sprecherin in Tel Aviv mit. Die Hamas feuerte nach diesen Angaben rund 250 Raketen auf Israel ab.

Etwa ein Drittel der Geschosse sei von der Raketenabwehr abgefangen worden. Eine aus dem Gazastreifen abgeschossene Rakete sei in der Nähe der Metropole Tel Aviv eingeschlagen. Verletzt worden sei niemand.

Hamas ruft Notstand aus

Im Gazastreifen rief die regierende Hamas den Notstand aus. Schulen blieben geschlossen, am Donnerstag waren die meisten Strassen in Gaza-Stadt verwaist, viele der 1,6 Millionen Einwohner in der Küstenregion suchten zu Hause Schutz.

Die israelische Armee hatte sie mit Flugblättern davor gewarnt, in die Nähe von Hamas-Standorten, Raketenlagern oder Abschussrampen zu gehen. Auch die Menschen in Israels Süden, wo gleichfalls der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, sollten zum Schutz vor den Raketen der Islamisten ihre Häuser möglichst nicht verlassen.

40 Kilometer um den Gazastreifen blieben die Schulen geschlossen, die Menschen sollten nicht zur Arbeit gehen. Die Polizei verstärkte aus Angst vor Terroranschlägen in ganz Israel die Patrouillen.

Beide Seiten entschlossen

An der Grenze zum Gazastreifen waren israelische Kampfjets, Militärkonvois und gepanzerte Bulldozer zu sehen. Der israelische Innenminister Elie Jischai betonte, Israel behalte sich den Einsatz von Bodentruppen im Gazastreifen vor. Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von einer möglichen „Ausweitung des Einsatzes“.

Die Führung der Hamas schloss eine Waffenstillstandsvereinbarung mit Israel aus. „Wir werden uns nicht weiteren Tricks der Besatzung aussetzen“, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri an einer Medienkonferenz in Gaza. Israel habe „einen offenen Krieg gegen unser Volk und unseren Widerstand im Gazastreifen“ begonnen.

In Gaza versammelten sich am Donnerstag Tausende Palästinenser, um Al-Dschabari das letzte Geleit zu geben. Der militärische Arm der Hamas im Gazastreifen bezeichnete dessen Tötung als „Kriegserklärung“ und kündigte massive Rache an.

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