Einen für tausend: Israel und die radikalislamische Hamas haben ihren umfassenden Gefangenenaustausch abgeschlossen. Israel liess am Sonntagabend 550 palästinensische Häftlinge frei.
Es handelte sich um die zweite Gruppe der insgesamt 1027 Palästinenser, die Israel im Austausch für den Soldaten Gilad Schalit freilassen musste. Schalit war vor zwei Monaten nach mehr als fünf Jahren Geiselhaft im Gazastreifen freigekommen.
505 Häftlinge, darunter nach israelischen Angaben vier Frauen, wurden am späten Abend in Bussen über den Beitunia-Übergang in das Westjordanland gebracht, wo sie am Sonntagabend eintrafen. Weitere 41 Gefangene kehrten in den Gazastreifen zurück und zwei weitere nach Jordanien. Zwei weitere Gefangene, davon eine Frau, kamen nach Ost-Jerusalem zurück.
Nach Informationen der israelischen Gefängnisbehörde sind auch 56 Minderjährige im Alter von 14 bis 17 Jahren unter den Freigelassenen. Jugendliche Palästinenser werden mitunter festgenommen, wenn sie etwa an Steinwürfen auf israelische Soldaten beteiligt sind.
Vor allem Fatah-Mitglieder
Bei den meisten handelt es sich um Mitglieder der gemässigteren Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. In der ersten Phase des grössten Gefangenenaustauschs seit einem Vierteljahrhundert waren vor allem Mitglieder der radikal-islamischen Hamas entlassen worden, von denen viele an tödlichen Selbstmordanschlägen auf Israelis beteiligt waren.
Die Gefangenen, die zum Abschluss des Austauschprogramms am Sonntag frei kamen, haben weniger schwere Straftaten begangen. Das höchste Gericht Israels hatte am Freitag Klagen gegen die Freilassung dieser Gefangenen abgewiesen.
Zusammenstösse am Übergang zum Westjordanland
Am Beitunia-Übergang nahe Ramallah kam es am Sonntag zu Konfrontationen zwischen wartenden Angehörigen der Häftlinge und israelischen Soldaten. Dabei wurden nach Armeeangaben ein Soldat und nach Medienberichten auch mehrere Palästinenser verletzt.
Am Amtssitz von Abbas in Ramallah wurden die Gefangenen am späten Sonntagabend zu Freudenfeiern erwartet. Der palästinensische Häftlingsminister Issa Karaki äusserte sich allerdings enttäuscht. Er sagte, viele der Gefangenen hätten in den kommenden Monaten ohnehin ihre Haftstrafen abgesessen.