Die israelische Armee hat eine Bodenoffensive im Gazastreifen gestartet. Das teilte das Militär am Abend mit.
Es müsse eine Situation geschaffen werden, «in der Bewohner Israels in Sicherheit leben können», während gleichzeitig der Infrastruktur der radikalislamischen Hamas «ein bedeutender Schlag» verpasst werde.
Schon kurz zuvor hatte Israel seine Angriffe auf den palästinensischen Gazastreifen massiv verstärkt. Artillerie, Kampfhelikopter und Kampfschiffe feuerten auf Ziele in den Ortschaften Beit Hanun und Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen, meldete die Webseite «ynetnews». Augenzeugen berichteten, dass der Himmel über dem Gebiet immer wieder von Leuchtmunition erhellt wurde.
Palästinensische Rettungsdienste berichteten von mindestens drei Toten, darunter ein Kind. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der israelischen Offensive vor zehn Tagen erhöhte sich nach diesen Angaben auf 240. 1800 weitere Palästinenser wurden verletzt.
In Israel wurde bislang ein Mann getötet. Die meisten Raketen aus dem Gazastreifen wurden von Abwehrsystemen abgefangen.
Befristete Waffenruhe
Am Donnerstag war zunächst eine auf fünf Stunden befristete humanitäre Waffenruhe in Kraft getreten. Sie war vom UNO-Flüchtlingskoordinator Robert Serry angeregt worden, um den Gazastreifen mit bitter benötigten Hilfslieferungen zu versorgen.
Tausende Bewohner der Mittelmeer-Enklave strömten erstmals seit zehn Tagen, als die israelische Militäroffensive gegen Hamas-Stellungen begann, massenhaft auf die Strassen, um das Nötigste für den eigenen Bedarf einzukaufen.
Hilfsorganisationen schlugen Alarm. Es seien zusätzliche Ressourcen notwendig, um in dem Gebiet auf die Nöte der Bevölkerung reagieren zu können, erklärte das Welternährungsprogramm WFP am Donnerstag. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüsste die Feuerpause. Sie zeige, «dass ein Ende der Feindseligkeiten erreicht werden kann», erklärte Ban am Donnerstag in New York.
Die Feuerpause wurde von militanten Palästinensern punktuell gebrochen. Drei aus dem Gazastreifen abgefeuerte Mörsergranaten schlugen im israelischen Grenzgebiet ein, wie eine Armeesprecherin in Tel Aviv bestätigte. Es habe weder Opfer noch Sachschaden gegeben. Nach Verstreichen der fünfstündigen humanitären Waffenpause schossen Hamas-Aktivisten nach israelischen Angaben mehr als 100 Raketen auf Israel ab.
Anklage gegen mutmassliche Mörder
Die israelische Justiz klagte am Donnerstag die mutmasslichen Mörder des palästinensischen Jugendlichen an. Laut einer Mitteilung des israelischen Justizministeriums handelt es sich um einen 29-Jährigen aus einer jüdischen Siedlung im Westjordanland und zwei 16-jährige Religionsschüler aus Jerusalem und Beit Schemesch. Der palästinensische Teenager soll bei lebendigem Leib verbrannt worden sein.
Der jüngste unerbittliche Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas hat im Gazastreifen schon weit über 230 Todesopfer gefordert.
Für besonderes Entsetzen sorgte am Mittwoch der Fall von vier palästinensischen Knaben, die am Strand von Gaza getötet wurden, als sie Fussball spielten. Das israelische Militär sprach von dem «tragischen Resultat» eines Angriffs auf vermutete Terroristen.