Nach einem palästinensischen Anschlag in Tel Aviv droht weitere Konfrontation: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat «eine Serie von den offensiven und defensiven Schritten» gegen Terroristen angekündigt. Die Hamas plant derweil weitere Anschläge.
«Dies ist eine Herausforderung und wir werden ihr gerecht werden», liess Netanjahu nach einem Bericht der Zeitung «Times of Israel» in der Nacht zum Donnerstag verlauten. Er sagte demnach ein entschlossenes Handeln von Polizei, Streitkräften und Sicherheitsbehörden zu, um Mittäter zu finden und künftige Anschläge zu verhindern.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas kündigte unterdessen weitere Anschläge im muslimischen Fastenmonat Ramadan an. «Ruhm und Glückwünsche den Einwohnern Hebrons», schrieb der Anführer Ismail Hanija auf Twitter. Nach dem Satz fügte er ein Siegeszeichen ein.
Ein Hamas-Sprecher in Gaza erklärte, der Anschlag sei eine Antwort auf die «israelischen Verbrechen» gegen die Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen.
In einer Stellungnahme des US-Aussenministeriums hiess es: «Die Vereinigten Staaten verurteilen den schrecklichen Terroranschlag in Tel Aviv aufs Schärfste». «Solch feige Angriffe auf unschuldige Zivilisten sind niemals zu rechtfertigen.» Die US-Behörden stünden in Verbindung mit den israelischen Verbindung und böten Unterstützung an.
Besuch beim Anschlagsort
Netanjahu besuchte in der Nacht den Anschlagsort, an dem zwei palästinensische Attentäter am Mittwochabend im Zentrum Tel Avivs mindestens vier Israelis erschossen hatten. Dabei wurde er vom Verteidigungsminister Avigdor Lieberman und Polizeiminister Gilad Erdan begleitet worden.
Zuvor hatte Netanjahu mit ihnen eine Dringlichkeitsberatung im Militärhauptquartier abgehalten. Das Gebäude liegt direkt gegenüber dem Anschlagsort. Für Donnerstag ist eine Sitzung des Sicherheitskabinetts geplant, bei der über das weitere Vorgehen Israels beraten werden soll.
Wahllos geschossen
Beim Angriff in einem belebten Freizeitpark im Zentrum Tel Avivs waren sechs weitere Besucher verletzt worden. Die Attentäter eröffneten nach Polizeiangaben plötzlich das Feuer und schossen wahllos auf Passanten und Café-Besucher.
Die Sicherheitskräfte fassten die Attentäter, bei denen es sich um Cousins aus einem Dorf bei Hebron im südlichen Westjordanland handeln soll. Sie hätten sich ohne Genehmigung in Israel aufgehalten. Nach Medienberichten trugen sie auch Taschen mit Messern bei sich.
Noch in der Nacht umstellten die israelischen Streitkräfte den Heimatort der Attentäter, wie die Zeitung «Times of Israel» berichtete.
Wiederaufflammen der Gewalt
Es war der erste tödliche Anschlag in Israel seit der Ernennung des ultrarechten Liebermans zum Verteidigungsminister. Der Hardliner hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für ein härteres Vorgehen gegen die Palästinenser stark gemacht und Netanjahus Sicherheitspolitik als «zu lasch» kritisiert.
Bei einer Welle palästinensischer Anschläge sind seit Oktober 32 Israelis getötet worden. Mehr als 200 Palästinenser kamen ums Leben, die meisten davon bei den von ihnen verübten Anschlägen.
Als Auslöser der Gewalt galt ein Streit um Gebets- und Besuchsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem. Zuletzt hatte es allerdings weniger Anschläge gegeben. Als mögliche Motivation für den neuen Anschlag in Tel Aviv wurde der Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan genannt.