Israel hat seine Feuerpause im Konflikt mit der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen um 24 Stunden verlängert. Die humanitäre Waffenruhe soll bis Sonntagabend gelten, wie ein Regierungsvertreter nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts mitteilte.
Das Sicherheitskabinett hatte am Abend über das weitere Vorgehen beraten. Bereits am Samstag hatten Israel und die militanten Palästinenser eine Feuerpause eingehalten, die am Abend zu Ende ging.
Einer von Israel zunächst auf vier Stunden anberaumten Verlängerung hatten sich die Hamas und andere bewaffnete Gruppen nicht angeschlossen. Nach Ende der Feuerpause feuerten militante Palästinenser wieder Raketen auf Israel ab.
Vorschläge für längere Waffenruhe
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eindringlich nochmals alle Beteiligten auf, eine siebentägige Waffenruhe auszurufen. Auch bei einem Krisentreffen in Paris war zuvor eine Verlängerung der Feuerpause um mindestens 24 Stunden gefordert worden. An dem Treffen nahmen die Aussenminister der USA, Frankreichs, Deutschlands, Grossbritanniens, Italiens, Katars und der Türkei teil.
Hoffnungen auf eine mehrtägige Feuerpause hatten sich am Freitagabend zerschlagen. Das israelische Sicherheitskabinett unter Regierungschef Benjamin Netanjahu lehnte einen entsprechenden Vorschlag von US-Aussenminister John Kerry ab. Die Hamas pocht weiterhin auf ein Ende der Blockade des Gazastreifens als Voraussetzung für ein Ende der Kämpfe.
Bei Protesten gegen Israels Offensive im Gazastreifen wurden am Samstagmorgen im Westjordanland zwei palästinensische Jugendliche von israelischen Soldaten erschossen.
«Erdbeben der Stärke zehn»
Während der zwölfstündigen humanitären Feuerpause im Gazastreifen haben die palästinensischen Rettungskräfte am Samstag innert weniger Stunden 130 Tote aus den Trümmern geborgen. Die Rettungskräfte konnten erstmals in Gebiete vordringen, die zuvor wegen des heftigen Beschusses durch die israelische Armee tagelang unzugänglich waren.
Vielerorts bot sich ein Bild der Zerstörung: Ganze Wohnblocks waren dem Erdboden gleichgemacht, manche Palästinenser verglichen das Ausmass der Verwüstungen mit einem «Erdbeben der Stärke zehn».
Seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli kamen nach Angaben der palästinensischen Rettungskräfte vom Samstagnachmittag 1030 Palästinenser ums Leben, rund 6000 weitere Palästinenser wurden verletzt. Mehr als zwei Drittel der Todesopfer sind nach palästinensischen Angaben Zivilisten, darunter viele Kinder.
In Beit Hanun im Norden wurde am Freitag ein Spital schwer beschädigt; ein AFP-Korrespondent sah dort die verkohlte Leiche eines Rettungssanitäters. Auf israelischer Seite starben bis Samstag 40 Soldaten und drei Zivilisten.
Vorräte aufstocken
Israel und die Palästinenser-Fraktionen hatten sich am Freitag darauf geeinigt, aus humanitären Gründen die Waffen zwischen 8 und 20 Uhr (Ortszeit) schweigen zu lassen. Nach tagelangen Luftangriffen und Bodenoperationen des israelischen Militärs nutzten viele Menschen im dicht besiedelten Gazastreifen die Möglichkeit, sich mit Nahrung und Medikamenten einzudecken und nach ihren Häusern oder Wohnungen zu sehen.
In der Nähe von Chan Junis im Süden, wurden den Palästinensern zufolge noch kurz vor der Feuerpause 20 Menschen durch einen israelischen Luftangriff getötet, unter ihnen waren elf Kinder und fünf Frauen.
Dass Israel den Zugang zum Gazastreifen über Land, Wasser und Luft kontrolliert, kommt einer Besetzung des Gebietes gleich. Zudem wird der schmale Küstenstreifen von Israel seit acht Jahren abgeriegelt.
Demonstration in Tel Aviv
Mehrere Tausend Menschen forderten am Samstagabend in Tel Aviv ein Ende der israelischen Militäroperation im Gazastreifen. Die Demonstration wurde von einem Kollektiv von linken Organisationen durchgeführt.
Zuvor demonstrierten in London 10’000 Menschen gegen Israels Militärschläge in Gaza. Sie sammelten sich vor der palästinensischen Botschaft und zogen zum Parlament in Westminster. Auch in Paris gingen 5000 Menschen auf die Strasse. Und in Genf forderten mehr als 1000 Menschen an einer Kundgebung ein sofortiges Ende des «Massakers an Palästinenser» im Gazastreifen.