Nach dem Schuldspruch für einen israelischen Soldaten, der einen verletzten palästinensischen Angreifer mit einem Kopfschuss getötet hatte, werden die Richter in sozialen Netzwerken bedroht. Ein Mann und eine Frau wurden wegen «Anstachelung zum Hass» festgenommen.
Das teilte die israelische Polizei am Donnerstag mit. Die Frau sei unter Auflagen wieder freigekommen.
Die Juristen würden im Netz unter anderem mit Hitler-Bärtchen dargestellt, berichtete die Nachrichtenseite «Ynet». Demnach posteten die Festgenommen, ein 54-jähriger Mann aus Jerusalem und eine 22–jährige Frau aus Kirjat Gat, auch Todesdrohungen gegen die Vorsitzende Richterin Maja Heller.
Diese werde nun ebenso wie ihre Kollegen Carmel Wahabi und Jaron Sitbon von Leibwächtern beschützt. Auch der Militärstaatsanwalt Nadaw Weissman habe zusätzlichen Schutz erhalten. Militär- und Justizvertreter wollten den Bericht nicht kommentieren. Der Fall spaltet die israelische Gesellschaft.
Keine Rechtfertigung
Der Militärsanitäter Asaria hatte im März 2016 einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Attentäter mit einem Kopfschuss getötet. Am Mittwoch wurde er von einem Militärgericht in Tel Aviv wegen Totschlags schuldig gesprochen.
In der gut zweieinhalbstündigen Verlesung der Urteilsbegründung machte Richterin Heller klar, dass von dem schwer verletzten Palästinenser keinerlei Gefahr für Asaria ausgegangen sei. Für die tödlichen Schüsse habe es keine Rechtfertigung gegeben, Asaria habe aus Rache für einen verletzten Kameraden gehandelt.
Das Strafmass wollen die drei Richter zu einem späteren Zeitpunkt verkünden. Dem 20-jährigen Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft. Rechtsgerichtete Politiker, allen voran Regierungschef Benjamin Netanjahu, sprachen sich für Asarias Begnadigung aus.
Generalstabschef bedroht
Nach dem Urteil hatte es vor dem Armeehauptquartier, wo der Prozess stattfand, Zusammenstösse zwischen dutzenden wütenden Anhängern Asarias und der Polizei gegeben. Auch Generalstabschef Gadi Eisenkot wurde bedroht, der sich für den Prozess eingesetzt hatte.
Im Internet tauchte die Drohung auf, Eisenkot werde Jizchak Rabin nachfolgen. Dieser war am 4. November 1995 von einem jüdischen Rechtsextremisten ermordet worden.