Bei einer Protestaktion in der israelischen Stadt Tel Aviv hat sich ein Demonstrant selbst angezündet. Der Mann habe sich während eines Protests mit brennbarer Flüssigkeit übergossen und in Brand gesteckt, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld.
Der rund 40 Jahre alte Mann wurde mit schweren Verbrennungen in ein Spital gebracht. Auf Aufnahmen des israelischen Fernsehsenders Channel 10 war zu sehen, wie Menschen versuchten, die Flammen mit Kleidungsstücken und Wasser zu löschen, um den Mann zu retten.
Der Polizei zufolge legte der Mann Kopien eines Briefs auf die Strasse, bevor er sich anzündete. Nach Angaben des Nachrichtenportals Ynet wird in dem Brief Regierungschef Benjamin Netanjahu und Finanzminister Juval Steinitz vorgeworfen, für die „ständige Demütigung“ der Israelis verantwortlich zu sein. „Sie nehmen von den Armen und geben es den Reichen“, heisst es demnach in dem Brief.
Anlässlich des ersten Jahrestags seit Beginn einer Protestwelle gegen hohe Lebenshaltungskosten in Israel gingen am Samstagabend in Tel Aviv laut Polizei rund 8000 Demonstranten auf die Strasse und forderten einen Rücktritt Netanjahus.
Dabei skandierten sie den Slogan der Protestbewegung des Sommers vergangenen Jahres, „Das Volk verlangt soziale Gerechtigkeit“. In Jerusalem und Haifa demonstrierten hunderte Menschen.
Hunderttausende protestierten
Im Sommer 2011 waren bei einer in der Geschichte Israels einmaligen Protestbewegung über Wochen hunderttausende Menschen auf die Strasse gegangen. Sie hatten unter anderem gegen Wohnungsnot und gestiegene Lebenshaltungskosten demonstriert. Die Regierung versprach daraufhin zahlreiche Reformen, bislang wurden aber nur wenige davon umgesetzt.
„Das vergangene Jahr war sehr angespannt“, sagte Dafne Leef, Anführerin einer sozialen Bewegung, bei der Demonstration in Tel Aviv. „Wenn es so viele Fortschritte wie nicht umgesetzte Versprechen gegeben hätte, dann wären wir jetzt in einer deutlich besseren Situation.“