Ein israelisches Militärgericht hat einen Soldaten wegen Totschlags an einem palästinensischen Attentäter zu 18 Monaten Haft verurteilt. Der damals 19-jährige Elor Asaria hatte den Palästinenser mit einem Kopfschuss getötet, als dieser verletzt am Boden lag.
Der Schuldspruch war Anfang Januar gefällt worden. Möglich wären 20 Jahre Haft gewesen. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von drei bis fünf Jahren gefordert. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach sich für eine Begnadigung des Soldaten aus.
Der Zwischenfall in der Stadt Hebron im Westjordanland im März vergangenen Jahres hatte auch international für Aufsehen gesorgt. Die Tat wurde von einem palästinensischen Friedensaktivisten der Organisation Betselem auf Video festgehalten, das im Internet zu sehen war. Zuvor hatte ein weiterer Attentäter einen anderen Soldaten angegriffen und mit einem Messer verletzt.
Gericht: Soldat als Richter und Henker
Die israelischen Streitkräfte erklärten bereits kurz nach der Tat, die Tötung des verletzten Palästinensers sei ein schwerer Verstoss gegen die Regeln und Werte der Armee. Das Gericht erklärte, Asaria habe sich selbst zum Richter und Henker aufgeschwungen, und er habe keine Reue gezeigt.
Die angesichts dessen relativ milde Strafe begründete das Gericht damit, dass es der erste Kampfeinsatz des Soldaten gewesen sei und dass er sich bis dahin nichts habe zuschulden kommen lassen.
Die drei Militärrichter und Generalstabschef Gadi Eisenkot, der sich für den Militärprozess eingesetzt hatte, wurden im Internet und bei Kundgebungen bedroht.
Nach Auffassung der Richter war von dem wehrlos am Boden liegenden Palästinenser keinerlei Gefahr für den Soldaten ausgegangen. Die Verteidigung machte dagegen geltend, Asaria habe gedacht, dass der Palästinenser einen Sprengstoffgürtel versteckt habe.
Der Vater des erschossenen Palästinensers sagte nach der Verkündung des Strafmasses: «Sie lachen uns aus.» Die Palästinenser-Regierung erklärte, die Entscheidung des Gerichts gebe den israelischen Soldaten grünes Licht, ohne Furcht vor Bestrafung Hinrichtungen vorzunehmen.
Fall spaltet israelische Bevölkerung
Der aufsehenerregende Fall spaltet Israel. Von einigen wird Asaria als Held gefeiert, andere sehen ihn als Mörder. Eine Meinungsumfrage ergab vor kurzem, dass mehr als zwei Drittel der Israelis dafür eintreten, Asaria zu begnadigen.
Auch Erziehungsminister Naftali Bennett von der Siedlerpartei forderte eine sofortige Begnadigung Asarias im Sinne der Sicherheit Israels.
Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sagte nach Verhängung der Haftstrafe: «Das Sicherheitssystem muss dem Soldaten und seiner Familie zur Seite stehen.» Gleichzeitig rief er dazu auf, die Entscheidung des Gerichts zu respektieren.
Dutzende Anhänger Asarias demonstrierten während der Verkündung des Strafmasses vor dem Militär-Hauptquartier in Tel Aviv und forderten dessen Freilassung. «Tod den Terroristen», riefen einige in Sprechchören.