Warum werden Olympische Sommerspiele eigentlich in zwei Wochen durchgepeitscht? Darf man sich als flüchtig Interessierter ja mal fragen.
Als wahlloser Olympiazapper, quasi als Flittchen, das mal mit der oder jener Sportart eine flüchtige Verbindung eingeht, stellt sich schon nach Tag 2 bei Olympia 2012 so etwas wie Überforderung ein.
Von den Vielseitigkeitsturnern rüber zur Tontaubendressur, ein Abstecher zur vier mal hundert Meter Lagenwaffel, rasch noch beim Säbelschiessen vorbeigeschaut, um dann beim Synchronjudo ein bisschen abzuschalten und beim Schwebebalkensegeln vor der beschaulichen Küste der Grafschaft Dorset endgültig in ein kleines Couchnickerchen zu fallen.
Nun könnte man vorgehalten bekommen, warum man sich in zwei Wochen Olympia für etwas interessiert, was einem vier Jahre lang am Allerwertesten vorbei geht. Das schon. Aber stellen wir mal die Gegenfrage: Warum lassen sich die Fussballer für eine Weltmeisterschaft vier Wochen Zeit, in denen sie 52 Spiele bestreiten, während in London 302 Wettbewerben in 26 Sportarten in 16 Tagen durchgepeitscht werden?
Der Traum vom Bällchenweitwurf
Wir würden uns nämlich auch gerne noch ein bisschen Beachhockey reinziehen, Schiessen mit 60 Kilo schweren Luftpistolen auch, etwas Tennis in der Halbwelterklasse dazu, und wir wollen was lernen über neue Disziplinen wie Omnium (Bahnradfahren) oder Elliot (Segeln) – gibt es jetzt wirklich, ohne Schmu.
Aber Olympia rast atemlos an einem vorbei. Der flotte Kabelanschluss erlaubt, sich in einer ganz eigenen olympischen Herausforderung zu erproben: Wie lange braucht man, um von SF2 über ARD, ORF, den Franzosen und Italiener bis hin zur BBC und wieder zurück zu zappen? Fortgeschrittene twittern nebenher noch ein bisschen und posten auf Facebook. Andere machen mit ihrem Hund einen Sonntagsspaziergang, finden, dass man beim Bällchenweitwurf und Bällchenzurückbringen durchaus zu den Medaillenhoffnungen zählen würde und fragt sich unvermittelt: Ist die Queen jetzt nach der Eröffnungsfeier mit James Bond durchgebrannt oder nicht?
2048 wird es zappenduster
Wie aus einem schlechten Film taucht dann der Medaillenspiegel auf. Belämmerte Schweizer, deren erste Medaillenhoffnungen am Absperrgitter enden, aber was soll man da erst als Deutscher sagen? Sich mit Platz 3 in der ewigen Rangliste trösten? Vorsicht! China holt unaufhaltsam auf. Wenn es so weiter geht, also die Chinesen bei den Sommerspielen wie in Peking 100 Medaillen holen und die Deutschen nix, dann ist 2048 aber so etwas von zappenduster.
Wundert einen im Moment nur noch, wie die Italiener schon zu sieben Medaillen kommen. Sind die von den Ratingagenturen nicht gerade in den Keller geschickt worden? Oder können Ratingagenturen in diesem Fall nun wirklich nichts dafür.
Mit der Kraft des Grossen Führers? Ha!
Bleiben nach dem ersten Olympiawochenende noch die beiden Meldungen, die einem Schluckbeschwerden verursachen. 16-jährige chinesische Schwimmerin pulverisiert einen Weltrekord und lächelt hinterher auch noch. Wahrscheinlich ist sie wie immer mit irgendwelchen geheimnisvollen Schildkrötenextrakten gepäppelt wurde. Und ein nordkoreanischer Gewichtheber stemmt das Dreifache seines Körpergewichts in die Höhe. 1,52 Meter misst der Mann aus der Provinz Hamgyon-pukto, wiegt 56 Kilo und stösst 168 Kilogramm. Hinterher sagt er: «Ich danke unserem Grossen Führer, dass er mir die Kraft gegeben hat, dieses Gewicht zu stemmen.» Ha!
Wenn sie dann in einer Dopingkontrolle hängen bleiben sollten, wird es heissen, dass die Schildkröten sich von Fleisch von Kälbern ernährt haben, die sich wiederum unerlaubte Nahrungsergänzungsmittel im Internet besorgt haben.