Bereits dreimal hat der achtfache Roland-Garros-Sieger Rafael Nadal in diesem Jahr auf Sand verloren. Vor allem Novak Djokovic glaubt deshalb an seine Chance auf den ersten Titel im French Open.
Für Wawrinkas Coach Magnus Norman ist die Hierarchie klar: «Nadal bleibt der Topfavorit, dahinter kommen Djokovic und dann bereits Stan», glaubt der French-Open-Finalist von 2000 (Niederlage gegen Gustavo Kuerten). Dass sich die Frage nach dem Topfavoriten überhaupt stellt, liegt an einer – für ihre Verhältnisse – durchzogenen Frühlings-Sandsaison der Weltnummer 1. Nadal hat auf seiner Lieblingsunterlage gegen seine Landsleute David Ferrer (in Monte Carlo) und Nicolas Almagro (in Barcelona) sowie zuletzt in Rom gegen Novak Djokovic bereits drei Niederlagen einstecken müssen. Einzig in Madrid triumphierte er, profitierte aber von den Rückenproblemen Kei Nishikoris, als der Japaner bereits 6:2, 4:2 führte.
Ein Grand-Slam-Turnier, bei dem drei gewonnene Sätze nötig sind, ist jedoch etwas ganz anderes. Nadal wird in diesem Format viel schwieriger zu bezwingen sein. Erst einmal, 2009 gegen den damals von Norman betreuten Schweden Robin Söderling, hat der achtfache Sieger an der Porte d’Auteuil verloren – und da wurde er durch Beschwerden im Knie behindert. Damals profitierte Roger Federer vom Ausscheiden Nadals und krönte seine Karriere mit seinem ersten und bis heute einzigen French-Open-Titel.
Heuer ist Federer nicht der Topfavorit, doch er traut sich einiges zu – trotz des Fehlens in Madrid und des frühen Ausscheidens vergangene Woche in Rom. «Ich habe im Final in Monte Carlo gesehen, dass mein Sandspiel da ist und funktioniert», betont der 17-fache Grand-Slam-Champion, der bereits seit Montag in Paris weilt und trainiert. «Ich war gleich nach der Niederlage gegen Chardy in Rom wieder auf dem Platz und habe viel gearbeitet.» Er fühle sich topfit und habe viel Selbstvertrauen. «Ich weiss, dass ich lange Matches durchstehen werde und auch mehrere hintereinander.» In seinem Tagesablauf habe sich durch die Geburt der Zwillinge Leo und Lenny nichts Wesentliches verändert.
Für Djokovic geht es nach einem Final und vier Halbfinals am Rand des Bois de Boulogne darum, den einzigen grossen Titel zu holen, der ihm noch fehlt. Der Serbe dürfte durch die Flutkatastrophe in seiner Heimat noch mehr motiviert sein als sonst schon. Mit dem Sieg gegen Nadal in Rom setzte er jedenfalls ein deutliches Ausrufezeichen. Umgekehrt zeigt sich Nadal zufrieden mit seiner Formkurve, sagt aber auch: „Ich weiss nicht genau, wie es um mein Selbstvertrauen bestellt ist.