Italien muss zum Auftakt der Gruppe E gleich gegen den Favoriten ran. Im Montagabendspiel ab 21.00 Uhr heisst der Gegner in Lyon Belgien. Im Stade de France begegnen sich Irland und Schweden.
Italien wird die einstige Magie von Andrea Pirlo fehlen, und verletzungsbedingt mussten auch die besten beiden Akteure im Mittelfeld, Marco Verratti und Claudio Marchisio, das Handtuch werfen. Deshalb macht sich der Fussball-Riese vom Stiefel ganz klein. Mit so viel Pessimismus ging Italien noch kaum einmal in ein grosses Turnier. Der vierfache Weltmeister gilt im Startspiel gegen Belgien nur als Aussenseiter.
Die Abwehr mit Goalie-Legende Gianluigi Buffon und dessen Klubkollegen von Juventus Turin, Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini, darf weiterhin als Bollwerk bezeichnet werden. Doch in der Abteilung Attacke mangelt es an Namen, die das Herz der Tifosi höher schlagen liessen. Sie befürchten, dass es so sein wird wie immer seit 2000 und Italien auch diesmal sein erstes EM-Spiel nicht gewinnt.
Im letzten direkten Vergleich, einem Testspiel im November des letzten Jahres, setzte es gegen Belgien in Brüssel ein 1:3 ab. Aber alldem zum Trotz – Italien ist immer noch Italien. Trainer Antonio Conte, der nach seinem ersten und zugleich letzten Turnier zu Chelsea weiterziehen wird, gibt sich jedenfalls kämpferisch: «Die Partie muss erst noch gespielt werden und darauf setzen wir.»
Ganz ohne Sorgen ist schliesslich auch Belgien nicht. Dem Geheimfavoriten vieler geht der verletzte Vincent Kompany ab. Der Mann von Manchester City ist gewöhnlich der Fels in der Verteidigung, die durch vier weitere Absagen vor dem Turnier arg dezimiert wurde. Conte könnte deshalb eine etwas offensivere Ausrichtung anordnen als ehedem.
Belgiens Coach Marc Wilmots, vor 16 Jahren beim bisher letzten EM-Auftritt seiner Auswahl im eigenen Land als Spieler dabei, gibt sich aber selbstsicher. Auf die vermeintlichen Abwehr-Schwächen angesprochen meinte er: «Den entsprechenden Artikel lasse ich ausdrucken und als Motivations-Hilfe in der Kabine an die Wand hängen.» Klar ist aber dennoch, dass Belgien seine Hoffnungen primär aus der kreativen Angriffsreihe schöpft, dank Spielern wie Eden Hazard (Chelsea), Kevin de Bryune (Manchester City) oder Divock Origi (Liverpool).
Irland und Schweden wollen 2012 vergessen machen
Irland und Schweden stellen ab 18.00 Uhr vermutlich eine bereits entscheidende Weiche in Richtung Qualifikation für die Achtelfinals. Wer die harten Spiele gegen die höher eingeschätzten Italien und Belgien vor der Brust hat, muss in der ersten Partie möglichst hoch punkten. Beide Teams möchten zudem beweisen, dass sie besseren Fussball zu bieten haben, als sie ihn 2012 zeigen konnten.
Irland zog vor vier Jahren mit null Punkten von der EM-Endrunde ab, mit einem Gesamtskore von 1:9. Schweden war kurz darauf die zweite Equipe, welche die Koffer zur Heimreise packte. Das entsprach natürlich nicht dem Gusto von Zlatan Ibrahimovic, dem Star-Kicker schlechthin im Team der Skandinavier. Paris liegt ihm, der die letzten vier Jahre bei Paris Saint-Germain wirkte, längst zu Füssen.
Nun möchte Ibrahimovic als schwedischer Captain ganz Frankreich erobern. Zum Titel, der einem wie ihm und seinem Selbstverständnis eigentlich entsprechen würde, reicht es wohl nicht – diese Prognose lässt sich gewiss ungestraft machen. Aber ein Teilziel scheint erreichbar. Wie auch Cristiano Ronaldo trennen ihn nur noch drei Tore von Michel Platini, der mit neun Treffern noch immer bester EM-Torschütze aller Zeiten ist.
Neben Ibrahimovic dürfte auch ein «Schweizer» in der schwedischen Startelf stehen. Kim Källström von den Grasshoppers ist trotz seiner knapp 34 Jahre noch immer ein sicherer Wert.
Die Iren werden ihre gewohnten Qualitäten in die Waagschale werfen, die da sind: kämpfen, kämpfen, kämpfen. Personell scheinen sie auf gutem Weg. Jon Walters, bei Stoke City Teamkollege von Xherdan Shaqiri und Schütze der beiden Tore beim 2:0 im Playoff-Rückspiel gegen Bosnien-Herzegowina, litt zuletzt an Achillessehnen-Problemen, wird aber wohl spielen können.