Kroatien kann heute Donnerstag in Poznan alles klar machen. Gewinnen die Kroaten gegen Italien (ab 18.00 Uhr), stehen sie als Viertelfinalist der EM fest. Titelverteidiger Spanien trifft auf Irland.
Für Italiens Coach Cesare Prandelli war schon nach der Auslosung klar: „Die Partie gegen Kroatien wird entscheidend sein.“ Die Italiener erhielten für ihren ersten Auftritt an dieser EM viel Lob. Beim 1:1 gegen Spanien boten sie eine bemerkenswert gute Leistung. Doch der wirkliche Härtetest folgt erst heute, gegen einen Gegner, der ihnen in der Vergangenheit schon oft Kopfzerbrechen verursachte und gegen den sie seit dem Zusammenbruch von Jugoslawien in fünf Anläufen noch nie gewonnen, aber schon dreimal verloren haben.
In der Qualifikation zur EM 1996 unterlagen die Italiener zuhause gegen Kroatien 1:2, an der WM 2002 verloren sie in der Vorrunde mit demselben Resultat, und die bisher letzte Begegnung, ein Testspiel im August 2006, zu dem die Italiener als stolzer und neuer Weltmeister antraten, ging mit einem 0:2 zu Ende. „Kroatien ist für uns der gefährlichste Gegner in dieser Gruppe“, sagte Prandelli nicht ohne Grund. „Das Team ist extrem unberechenbar. Man weiss nie, wie es spielen wird. Die Kroaten ändern oft ihr System, manchmal von einer zur andern Halbzeit.“
Ganz ähnlich äusserst sich aber auch Slaven Bilic, der Trainer der Kroaten, wenn er vom heutigen Widersacher spricht. „Bei den Spaniern weiss man genau, wie sie auftreten. Man kann sie analysieren. Die Italiener jedoch haben mehr Optionen. Sie spielen kurze Bälle, lange Bälle, sie probieren es durch die Mitte und dann wieder über die Flanken. Sie können kontern und das Spiel machen. All dies macht sie sehr gefährlich. Für mich ist Italien einer der grossen Favoriten an diesem Turnier.“
Anwärter auf den Titel bleiben die Italiener allerdings nur dann, wenn sie heute in Poznan nicht verlieren. Ansonsten wären die Kroaten eine Runde weiter und könnten sich im letzten Vorrunden-Match gegen Spanien erlauben, den einen oder anderen Spieler zwecks Schonung auf die Ersatzbank zu setzen. Ein Remis muss es demnach für Italien mindestens sein
Sieg gegen Irland für Spanien Pflicht
Titelverteidiger Spanien muss im Abendspiel das irische Bollwerk knacken. Es wird wohl so sein wie meist in den letzten Jahren: Die iberischen Ballkünstler dürften sich einem Wald von Verteidigern gegenüber sehen. Das Dickicht bietet aber durchaus Gefahren. In der Schweiz erinnert man sich gerne an das 0:1 der WM 2010, als die Spanier keinen Weg durchs Gehölz fanden. Aber auch in jüngster Vergangenheit erwies sich das Defensiv-Konzept als taugliches Mittel. Erinnert sei an den Champions-League-Triumph von Chelsea gegen Bayern München und den FC Barcelona oder an den Fall der Holländer am vergangenen Samstag gegen Dänemark.
Spanier und Iren trafen zuletzt vor zehn Jahren aufeinander, in den Achtelfinals der WM 2002 in Südkorea, wo die Spanier erst dank dem Sieg im Penaltyschiessen weiter kamen. Robbie Keane hatte Irland mit einem Penalty in die Verlängerung geschossen. Für die heutige Partie setzt der inzwischen knapp 32-Jährige auf das Prinzip Hoffnung: „Die Leute erwarten, dass Spanien jedes Spiel gewinnt, aber im Fussball läuft es manchmal anders.“
„Geduld wird der Schlüssel zum Erfolg sein“, glaubt Sergio Busquets, einer aus der Barça-Fraktion, für den die Ausgangslage nicht neu ist. Spanien wird wie immer über den Ballbesitz versuchen, den Match zu kontrollieren, ob mit oder ohne echten Stürmer. Die Antwort, ob Mittelfeldspieler Cesc Fabregas auch gegen Irland den falschen Neuner gibt oder ob Fernando Torres in der Spitze spielt, wird erst kurz vor Beginn gegeben.