Nach der Erdbebenkatastrophe in Italien hat die Regierung für Samstag einen nationalen Trauertag ausgerufen. Die Opfer der Katastrophe werden bei einem Staatsbegräbnis geehrt. Zugleich suchen Retter noch immer nach Überlebenden.
Zur Trauerfeier am Samstag in Ascoli Piceno in den Marken kommen auch Staatspräsident Sergio Mattarella und Regierungschef Matteo Renzi. Die Fahnen an öffentlichen Gebäuden sollen in ganz Italien auf halbmast gesetzt werden, um den mittlerweile 281 Toten zu gedenken. Es sei «der Tag der Trauer», sagte Parlamentspräsidentin Laura Boldrini.
In der kleinen Stadt Amatrice, die von dem Erdbeben am Mittwoch am stärksten getroffen wurde, soll kommenden Dienstag eine Trauerfeier stattfinden. Allerdings ohne einen Leichnam, die Toten wurden an anderen Orten aufgebahrt. Renzi wird auch hier erwartet.
Bei der Erdbebenkatastrophe kamen nach Angaben des Zivilschutzes vom Freitag mindestens 281 Menschen ums Leben, 387 wurden verletzt ins Spital gebracht. Eine offizielle Zahl zu den Vermissten gab es nicht. Aber nachdem in den Marken keine Vermissten mehr gemeldet wurden, beschränkte sich die Suche vor allem auf Amatrice. Dort würden noch etwa 15 Menschen vermisst, sagte Bürgermeister Sergio Pirozzi. Unter den Erdbebenopfern sind auch mehrere Ausländer, nach bisherigen Erkenntnissen aber keine Schweizer.
1000 Nachbeben verängstigen Bevölkerung
Bis zu 1000 Nachbeben seit den schwersten Erdstössen in der Nacht zum Mittwoch versetzten Überlebende und Retter in Angst und Schrecken. Nach einem Beben der Stärke 4,8 drohte auch eine wichtige Brücke nach Amatrice einzustürzen. «Wenn die Brücke nachgibt, haben wir keine Verbindung mehr zur Aussenwelt», sagte Bürgermeister Pirozzi. Der Ort sei komplett kaputt, es bestehe keine Hoffnung, die alten Gebäude zu retten.
Die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi versprach einen schnellen Wiederaufbau und eine bessere Erdbebenvorsorge. «Wir haben die moralische Pflicht gegenüber den Frauen und Männern dieser Gemeinden», sagte Renzi nach einer Krisensitzung des Ministerrats am Donnerstagabend. «Der Wiederaufbau dieser Dörfer ist die Priorität der Regierung und des Landes.»
Zudem rief der Ministerrat den Notstand aus und sagte erste Hilfsgelder von 50 Millionen Euro zu, insgesamt stehen 234 Millionen Euro bereit. Auch die Erdbebenvorsorge müsse verbessert werden. «Das muss unsere Hausaufgabe für die Zukunft sein», so Renzi.
Der Erdbebenschutz wurde auch nach dem schweren Erdbeben von L’Aquila mit 309 Toten vor sieben Jahren verbessert, die Regeln werden jedoch oft nicht umgesetzt. Viele der alten Häuser waren am Mittwoch innerhalb von Sekunden in sich zusammengebrochen.
Hoffnung auf Überlebende bleibt
Derweil gab es auch erste Versuche der Plünderung. In Amatrice wurde ein Mann festgenommen, der in ein Haus eindringen wollte, teilte die Polizei mit.
Auch mehr als 60 Stunden nach der Katastrophe suchten Retter am Freitag in Amatrice weiter nach Überlebenden. Feuerwehrsprecher Luca Cari sagte, noch bestehe die Aussicht, Überlebende unter den Mauerbergen zu finden. «Noch sind wir in der Phase der Hoffnung», sagte der dem Sender RAI. Ein Video von einem Mädchen, das aus einem Schuttberg in Amatrice gerettet wurde, fand weltweit Aufmerksamkeit.
Die Solidarität war so gross, dass Helfer bereits zurückgerufen wurden. In der Not standen alle zusammen. Viele spendeten Blut oder halfen bei den Rettungsarbeiten.
Mit einer sogenannten Nudel-Initiative wollen 700 italienische Restaurants für ein Jahr das berühmte Nudelgericht Spaghetti all’Amatriciana auf ihre Speisekarte setzen, wobei zwei Euro pro verkaufter Portion den Erdbebenopfern in der Region um den Geburtsort des Gerichtes, das Dorf Amatrice, zugute kommen sollen.