Italien sucht Schuld trotz Fehlentscheiden bei sich selber

Wie an der WM 2002 in Südkorea und Japan trägt auch auch in Brasilien ein Schiedsrichter seinen Teil zum Scheitern von Italien bei. Diesmal geht die «Squadra Azzurra» aber gelassener damit um.

Cesare Prandelli bemängelt fehlende Qualität im Team (Bild: SI)

Wie an der WM 2002 in Südkorea und Japan trägt auch auch in Brasilien ein Schiedsrichter seinen Teil zum Scheitern von Italien bei. Diesmal geht die «Squadra Azzurra» aber gelassener damit um.

Vor zwölf Jahren hatte Italien nach der 1:2-Niederlage nach Golden Goal im Achtelfinal gegen Südkorea geschäumt. «Schmutzige WM», «Schande! Der Schiedsrichter versenkt Italiens Nationalteam», war in den italienischen Zeitungen zu lesen. Es war gar von Bestechung die Rede, nachdem Byron Moreno den italienischen Star Francesco Totti wegen einer angeblichen Schwalbe vom Platz gestellt und das vermeintliche Siegtor von Damiano Tomassi in der Verlängerung zu Unrecht aberkannt hatte.

Auch diesmal gäbe es Anlass, den Schiedsrichter für das Scheitern verantwortlich zu machen, denn die Rote Karte gegen Claudio Marchisio (59.) war nicht gerechtfertigt. Stattdessen hätte Uruguays Topstürmer Luis Suarez kurz vor dem entscheidenden 0:1 für seine Beissattacke des Feldes verwiesen werden müssen. «Die Rote Karte hat den Verlauf des Spiels stark beeinflusst», sagte Italiens nach der Partie zurückgetretener Trainer Cesare Prandelli. «Danach haben wir für den Rest des Spiels versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben. Wir hatten Angst vor einem Konter, Uruguay hat sehr schnelle Spieler. Elf gegen elf wäre es ein anderes Spiel gewesen.»

Auch in den Zeitungen war der Schiedsrichter selbstredend ein Thema, die Hauptschuld für das Scheitern wurde aber beim Team und Trainer gesehen. «Azzurri harmlos und ohne Ideen», schrieb die «Gazzetta dello Sport». Der «Corriere dello Sport» kommentierte: «Katastrophe Italien. Alle Fehler von Prandelli: Der Hitze-Alptraum, die Wechsel, aber vor allem das totale Vertrauen in Balotelli.» «Tuttosport» sah die Nationalelf «im Chaos». In der «La Repubblica» stand: «Ein hässliches Italien verabschiedet sich vom WM-Traum. Unser Fussball ist wie ein Ball, dem die Luft ausgeht. Erreicht ist damit der tiefste Punkt einer technischen, organisatorischen und kulturellen Krise. Alles muss sich ändern.»

Auch Pandelli suchte nicht nach Ausreden: «Wir hatten nicht viele Torchancen, vielleicht lag das an unseren technischen Grenzen oder an der fehlenden Qualität. Der sportliche Aspekt hat nicht funktioniert und das ist meine Verantwortung. Uruguay spielt den Ball in einem unglaublichen Tempo. Unser Fussball produziert nicht bestimmte Arten von Spielern, und darüber sollten wir nachdenken.» Zudem bemängelte er den Support aus der Heimat.

Auch Torhüter Gianluigi Buffon und Daniele De Rossi gaben zu, dass sie zu wenig gut gewesen seien. Buffon sagte: «Der Schiedsrichter hat uns sicher nicht geholfen. Aber wir können die Schuld nicht immer dem Schiedsrichter zuschieben.» Sie hätten gut begonnen, danach seien die Erwartungen vielleicht zu hoch gewesen. «Ein Team, das in den letzten beiden Partien kein Tor erzielt und wenig kreiert hat, verdient es, auszuscheiden.»

Die grösste Kritik musste Balotelli einstecken, auch in den eigenen Reihen. «Wir brauchen richtige Männer, keine Panini-Aufkleber. Diese sind von keinerlei Nutzen für die Nationalmannschaft», sagte De Rossi. Balotelli hatte nach seinem 2:1-Siegestor gegen England ein Foto auf seine Facebook-Seite gepostet, auf dem ein Panini-Album zu sehen ist, in dem lauter Bilder von ihm auf der Doppelseite Italiens eingeklebt sind. Solche Egomanen sind für den Teamgeist sicherlich nicht förderlich. Italien war bereits an der WM 2010 in der Vorrunde ausgeschieden. Es gilt also, über die Bücher zu gehen.

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