In den EM-Qualifikationsspielen vom Samstag sichern sich Italien, Belgien und das erstaunliche Wales die Teilnahme an der Endrunde in Frankreich.
Wales, WM-Viertelfinalist von 1958, wird 2016 erstmals in seiner Verbands-Geschichte an einer EM-Endrunde dabei sein. Dies, obwohl das Team von Chris Coleman am Samstag eine 0:2-Niederlage bei Bosnien-Herzegowina einstecken musste. Wales profitierte davon, dass Israel eine 1:2-Heimpleite gegen Zypern einfing.
Belgien wird erstmals wieder seit seiner Co-Gastgeber-Rolle im Jahr 2000 an einer EM-Endrunde vertreten sein. Die «Roten Teufel», an der letzten WM in den Viertelfinals, gaben sich bei Underdog Andorra erwartungsgemäss keine Blösse (4:1).
Italien sicherte sich die EM-Teilnahme ohne grössere Probleme mit einem 3:1-Auswärtserfolg gegen Aussenseiter Aserbaidschan. Die «Squadra Azzurra» hatte sich nach zwei herrlich herausgespielten Toren eine 2:1-Pausenführung erarbeitet, der gebürtige Brasilianer Eder (11.) und «Pharao» El Shaarawy (43.) brauchten praktisch nur noch einzuschieben. Matteo Darmian machte mit einem Weitschuss in der 65. Minute den Sack zu, nachdem er in der gegnerischen Platzhälfte energisch den Ball erobert hatte. Die Italiener dürften erleichtert sein, dass sie am Dienstag in Rom gegen den Tabellenzweiten Norwegen nicht mehr unter Zugzwang stehen.
Norwegen benötigt zum Abschluss gegen den EM-Finalisten von 2012 wohl einen Sieg, um Platz 2 behaupten zu können. Denn es nicht davon auszugehen, dass Kroatien auf Malta Punkte verschenkt. Die Kroaten landeten am Samstag beim Einstand von Trainer Ante Cacic einen 3:0-Heimsieg gegen Bulgarien. Nun hoffen sie auf Schützenhilfe von Italien.
Holland hält Hoffnung aufrecht
Holland, das maximal noch die Barrage erreichen kann und möglicherweise erstmals seit 1984 eine EM-Endrunde verpasst, erfüllte im Fernduell mit der Türkei seine Pflichtaufgabe. «Oranje» gewann beim sieglosen Schlusslicht Kasachstan mit 2:1. Die zuletzt in eine böse Krise gerutschten Holländer holten den geforderten «Dreier» trotz ungemütlichen Bedingungen (Kickoff 22 Uhr Ortszeit, rutschiger Kunstrasen, Temperaturen um den Nullpunkt) und gewissen Personalsorgen (Captain Robben noch nicht fit, wenig Routine in der Defensive).
Der WM-Dritte Holland war in Astana die bessere Mannschaft und geriet nie ernsthaft in Gefahr, den nächsten Ausrutscher zu erleiden. Der Anschlusstreffer der Gastgeber fiel erst in der 95. Minute. Für das aus holländischer Sicht so wichtige 1:0, das bei der verunsicherten «Elftal» die Nerven beruhigte, sorgte Georginio Wijnaldum in der 33. Minute mit einem präzisen Flachschuss. Die Vorarbeit hatte Ajax-Talent und Nati-Debütant Anwar El Ghazi geleistet. Das vorentscheidende 2:0 kurz nach der Pause ging auf das Konto von Wesley Sneijder, der den Ball nach einem Pass von Klaas-Jan Huntelaar stilsicher versenkte. Für Interims-Captain Sneijder war es im 118. Länderspiel das 29. Tor.
Noch aber sind die Holländer nicht aus dem Schneider. Die Lage bleibt sehr angespannt für die Auswahl und ihren Trainer Danny Blind. Die personelle Situation ist vor dem abschliessenden Quali-Spiel gegen EM-Teilnehmer Tschechien vom Dienstag zudem delikat. In Astana verletzte sich bei den Torhütern nicht nur die Nummer 1 Jasper Cillessen (beim Aufwärmen), sondern auch dessen Stellvertreter Tim Krul (in der Schlussphase der Partie). So kam Jeroen Zoet zu seinem Debüt im Nationalteam. Der 24-jährige Keeper von Meister PSV Eindhoven wird wohl auch gegen Tschechien Verantwortung tragen müssen.
Nachdem die Holländer ihren Auftrag erfolgreich erledigt hatten, blickten sie gespannt nach Prag, um den Tschechen im Duell mit der Türkei die Daumen zu drücken. Die holländischen Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht. Die Türkei setzte sich mit 2:0 durch und braucht nur noch einen Punkt im Heimspiel gegen Island, um in die Barrage einzuziehen und das Holländer EM-Out zu besiegeln.
Die Partie in Prag bot nur wenige Highlights, sie lebte vor allem von der Spannung. Beide Teams offenbarten eine Stunde lang massive Schwächen im Abschluss. In dieser Phase wurden die Torhüter höchst selten gefordert. Bei Tschechien durfte Basels Tomas Vaclik zwischen die Pfosten stehen. Aufgrund des Spielverlaufs kam es nicht von ungefähr, dass das 1:0 in der 62. Minute von Selcuk Inan durch einen Penalty geschossen wurde. Der vom englischen Schiedsrichter Atkinson verhängte Strafstoss war allerdings nicht unumstritten gewesen. Manch anderer Unparteiische hätte wohl nach dem leichten Zupfer von Novak gegen Serdar Aziz weiterlaufen lassen. In der Schlussphase hatten die Türken die gefährlicheren Chancen und so war das 2:0 von Leverkusens Calhanoglu folgerichtig. Auch in dieser Aktion hatte Novak ungeschickt verteidigt.
Resultate und Tabelle. Gruppe A:
Tschechien – Türkei 0:2 (0:0). – Prag. – SR Atkinson (Eng). – Tore: 62. Selcuk Inan (Foulpenalty) 0:1. 80. Calhanoglu 0:2. – Bemerkungen: Tschechien mit Vaclik und Suchy (beide Basel).
Island – Lettland 2:2 (2:0). – Reykjavik. – SR Eskow (Russ). – Tore: 5. Sigthorsson 1:0. 27. Gylfi Sigurdsson 2:0. 49. Cauna 2:1. 68. Sabala 2:2. – Bemerkungen: Island mit Bjarnason (Basel). Lettland mit Vanins (Sion).
Kasachstan – Holland 1:2 (0:1)
Astana. – SR Turpin (Fr). – Tore: 33. Wijnaldum 0:1. 50. Sneijder 0:2. 95. Kuat 1:2.
Holland: Krul (81. Zoet); Tete, Bruma, Van Dijk, Riedewald; Wijnaldum, Blind, Sneijder (80. Affelay); El Ghazi, Huntelaar (87. Van Persie), Depay.
Bemerkungen: Holland u.a. ohne Robben, Janmaat, Klaassen, Vlaar, De Vrij, Luuk de Jong und Stammgoalie Cillessen (alle verletzt). 80. Krul verletzt ausgeschieden. 100. Länderspiel von Van Persie.
11. Island 9/20 (17:5). 2. Tschechien 9/19 (16:12). 3. Türkei 9/15 (13:9). 4. Holland 9/13 (15:11). 5. Lettland 9/5 (6:18). 6. Kasachstan 9/2 (6:18). – Island und Tschechien qualifiziert.
Gruppe B:
Andorra – Belgien 1:4 (0:2). – Andorra La Vella. – SR Gil (Pol). – Tore: 19. Nainggolan 0:1. 42. De Bruyne 0:2. 51. Ildefons Lima (Foulpenalty) 1:2. 56. Eden Hazard (Foulpenalty) 1:3. 64. Depoitre 1:4. – Bemerkungen: 78. Eden Hazard verschiesst Foulpenalty.
Bosnien-Herzegowina – Wales 2:0 (0:0). – Zenica. – SR Undiano Mallenco (Sp). – Tore: 71. Djuric 1:0. 90. Ibisevic 2:0.
Israel – Zypern 1:2 (0:0). – Jerusalem. – SR De Sousa (Por). – Tore: 58. Dossa Junior 0:1. 76. Bitton 1:1. 80. Demetriou 1:2. – Bemerkungen: Israel mit Dabbur (Grasshoppers).
1. Belgien 9/20 (21:4). 2. Wales 9/18 (9:4). 3. Bosnien-Herzegowina 9/14 (14:10). 4. Israel 9/13 (15:11). 5. Zypern 9/12 (14:14). 6. Andorra 9/0 (4:34). – Belgien und Wales qualifiziert.
Gruppe H:
Kroatien – Bulgarien 3:0 (2:0). – Zagreb. – SR Dias (Por). – Tore: 2. Perisic 1:0. 42. Rakitic 2:0. 81. Nikola Kalinic 3:0. – Bemerkungen: Ivanov (Basel) bei Bulgarien Ersatz. 89. Rote Karte gegen Cop (Kroatien/Foul).
Aserbaidschan – Italien 1:3 (1:2)
Baku. – 20’000 Zuschauer. – SR Collum (Scho). – Tore: 11. Eder 0:1. 31. Nasarow 1:1. 43. El Shaarawy 1:2. 65. Darmian 1:3.
Italien: Buffon; Darmian, Bonucci, Chiellini, De Sciglio; Candreva (88. Montolivo), Verratti, Parolo, El Shaarawy (74. Florenzi); Pelle, Eder (79. Giovinco).
Bemerkungen: Italien u.a. ohne Pirlo (verletzt) und De Rossi (gesperrt). 88. Rote Karte gegen Hüseynow (Aserbaidschan/Foul).
Norwegen – Malta 2:0 (1:0). – Oslo. – SR Hunter (NIrl). – Tore: 19. Tettey 1:0. 52. Söderlund 2:0.
1. Italien 9/21 (14:6). 2. Norwegen 9/19 (12:8). 3. Kroatien 9/17 (19:5). 4. Bulgarien 9/8 (7:12). 5. Aserbaidschan 9/6 (7:16). 6. Malta 9/2 (3:15). – Italien qualifiziert.
Die für die EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli 2016) qualifizierten Mannschaften (12/24): Frankreich (Gastgeber), England, Tschechien, Island, Österreich, Nordirland, Portugal, Spanien, SCHWEIZ, Italien, Wales, Belgien.