Italiens Frauen kochen kaum mehr. Viele Italienerinnen verbringen noch 15 Minuten pro Tag vor den Herdplatten. Ihre Grossmütter hatten noch mindestens eine Stunde pro Tag gekocht, wie aus einer Studie zum Thema „Frauen und Lebensqualität“ hervorgeht.
Ein Team von Psychologinnen befragte für die Untersuchung Frauen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren. 33 Prozent der Befragten kochen lediglich 15 Minuten am Tag, 22 Prozent weniger als eine halbe Stunde. Lediglich 7 Prozent kochen mindestens eine Stunde am Tag, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA am Freitag aus der Studie zitierte.
Die italienische „Mamma“, die stundenlang in der Küche verbrachte, um Lasagne und andere Pastagerichte zu zaubern, ist zu einer Seltenheit geworden, wie die Studie ergab. Ersetzt wurde sie von einer Schar berufstätiger Frauen und Singles, die nur noch wenig Zeit fürs Kochen übrig haben.
„Die jüngeren Generationen sind Töchter der 68er-Frauen. Sie haben von ihren Müttern keine gastronomische Kultur mitbekommen“, meinen Experten. Auch das hektische Leben in den Grossstädten und der Zeitdruck, unter dem die berufstätigen Frauen leiden, sei ein Faktor, der die Gourmettradition in Italien stark gefährde.
Begehrte Fertiggerichte
Von diesem Trend profitiert die italienische Nahrungsmittelindustrie, die mit Fertiggerichten, Pastasaucen, tiefgekühlter Pizza und vorgekochten Speisen Rekordgeschäfte macht.
Obwohl die kulinarische Erziehung der jungen Frauen immer lückenhafter wird, steht es um die gastronomische Zukunft Italiens noch nicht ganz schlecht. „Viele Frauen setzen sich mit dem Kochen erst richtig auseinander, nachdem sie eine eigene Familie gegründet haben“, berichten Soziologen.
Für Spätzünderinnen hinter dem Herd florieren in Italien Kochkurse im Internet, im Fernsehen und im Radio. Das tägliche Kochprogramm des staatlichen TV-Kanals RAI 1, „La prova del cuoco“, bei dem die Zubereitung schneller, aber schmackhafter Gerichte vorgeführt wird, meldet seit Jahren Rekordeinschaltquoten.