Italienische Justiz ermittelt gegen Novartis und Roche

Nach der Millionenbusse für Novartis und Roche wegen wettbewerbswidrigen Preisabsprachen schaltet sich nun auch die italienische Justiz ein. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug und Manipulation aufgenommen.

Das Logo des Pharmakonzerns Novartis hinter Broschüren von Roche (Bild: sda)

Nach der Millionenbusse für Novartis und Roche wegen wettbewerbswidrigen Preisabsprachen schaltet sich nun auch die italienische Justiz ein. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug und Manipulation aufgenommen.

Der römische Staatsanwalt Stefano Pesci hat das Dossier mit den Dokumenten erhalten, welche die Wettbewerbsbehörde gegen beide Unternehmen gesammelt hat. Novartis hat von den Ermittlungen Kenntnis genommen, wie der Konzern am Freitag auf Anfrage erklärte.

Am Mittwoch hatten die italienischen Wettbewerbshüter den Basler Pharmakonzernen Bussen in der Höhe von insgesamt rund 180 Mio. Euro aufgebrummt. Sie werden beschuldigt, zusammengearbeitet zu haben, um den Einsatz des Medikaments Avastin von Roche gegen die Augenkrankheit AMD zu unterbinden. Stattdessen sollte das wesentlich teurere Mittel Lucentis von Novartis verwendet werden.

Novartis und Roche weisen die Vorwürfe zurück und kündigten an, gegen die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde Berufung einzulegen. Die Komposition, Struktur und die therapeutischen Zwecke der beiden Medikamente seien grundsätzlich verschieden.

Gesundheitsministerin hat seit Monaten Kenntnis

Die Region Lazio mit der Hauptstadt Rom will als Zivilkläger an einem möglichen Prozess gegen die Pharmakonzerne teilnehmen. Sollten sich die Vorwürfe gegen Novartis und Roche erhärten, würden die entstandenen Schäden für die Kassen der Region Lazio 60 Mio. Euro betragen, erklärte der Präsident der Region Nicola Zingaretti.

Raffaele La Placa, der Rechtsanwalt von Italiens Augenheilkunde-Gesellschaft, die das Verfahren in die Wege geleitet hat, meinte: «Es war von Anfang an klar, dass Avastin ein sicheres und weniger teures Medikament ist. Daher haben wir ein wissenschaftliches Dossier vorgelegt, die dies bezeugt.»

Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin betonte, dass der Verband der italienischen Augenärzte sie bereits vor Monaten auf mögliches wettbewerbswidriges Verhalten der beiden Pharmakonzerne hingewiesen hatte.

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