Der Flüchtlingsstrom aus Libyen reisst nicht ab. Die italienische Küstenwache hat am Freitag 700 Menschen retten können.
Vor der libyschen Küste sind erneut mehrere Flüchtlingsboote in Seenot geraten. Etwa 700 Menschen konnten am Freitag in Rettungsaktionen von der italienischen Küstenwache in Sicherheit gebracht werden.
Dies berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Ein Schlauchboot mit mehr als 100 Menschen sei gekentert, teilte die italienische Küstenwache mit. Demnach machte sich ein maltesischer Frachter auf den Weg zur Unfallstelle, um die Schiffbrüchigen an Bord zu nehmen.
Zwei weitere Flüchtlingsboote mussten rund 55 Kilometer vor der libyschen Hauptstadt Tripolis gerettet werden. Ein Schiff der italienischen Behörde beteiligte sich an dem Einsatz.
Flüchtlinge bezahlten 1600 Euro für Überfahrt
Der eritreische Priester Mussie Zerai, Leiter einer Nichtregierungsorganisation für Flüchtlinge, berichtete derweil, nach seinen Informationen warteten in einem Camp nahe Tripolis rund 600 Flüchtlinge auf ihre Überfahrt nach Europa.
Die Menschen hätten ihm in Hilferufen berichtet, sie würden von libyschen Milizionären unter schlimmsten sanitären Bedingungen festgehalten, berichtete der Priester. Die Menschen aus Eritrea, Äthiopien, Somalia und dem Sudan hätten pro Kopf umgerechnet 1600 Euro für die Überfahrt gezahlt.
Mehr als 300 Tote
Nach Angaben des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) waren in den vergangenen Tagen mehr als 300 Flüchtlinge ertrunken, nachdem ihre Schlauchboote nach dem Start an der libyschen Küste gekentert waren.
Nur wenige Menschen konnten gerettet werden. Überlebende berichteten, sie seien von den Schmugglern gewaltsam dazu gezwungen worden, trotz schlechter Wetterbedingungen überzusetzen.
Im November hatte Italien seinen Rettungseinsatz «Mare Nostrum» auf dem Mittelmeer eingestellt. Stattdessen übernahm die kleinere «Triton»-Mission der EU-Grenzschutzbehörde Frontex.
Diese verfügt mit 2,9 Milliarden Euro nur über knapp ein Drittel des «Mare Nostrum»-Budgets und konzentriert sich darauf, in den Gewässern der EU-Mitglieder zu patrouillieren, nicht aber vor den nordafrikanischen Küsten. Die Operation «Titon» ist aufgrund der Vorfälle der vergangenen Tage vermehrt in Kritik geraten.