Die Demokratische Partei (PD) des italienischen Regierungschefs Enrico Letta bestimmt in einer Urwahl ihren neuen Vorsitzenden. Als Favorit ging der Stadtpräsident von Florenz, Matteo Renzi, in die Abstimmung am Sonntag.
Das Votum könnte auch Folgen für die Stabilität der Regierung haben. Renzi könnte nach seiner Wahl zum neuen Parteichef die Regierung aus den eigenen Reihen unter Druck setzen und Letta das Leben schwer machen. Der 38-Jährige fordert von der Koalition Reformen und droht mit Neuwahlen.
Den beiden anderen Kandidaten für das Amt des Parteisekretärs, Gianni Cuperlo und Pippo Civati, wurden eher geringe Chancen eingeräumt. An der Urwahl dürfen sich alle Italiener über 16 beteiligen. Die Wahllokale sollten bis 20 Uhr geöffnet bleiben, mit einem Ergebnis wurde erst spät am Abend gerechnet.
Der Politiker und Unternehmer Renzi gilt als Modernisierer und Hoffnungsträger, wird von Teilen seiner Partei jedoch auch kritisch gesehen. Er wurde als «Verschrotter» bekannt, nachdem er gefordert hatte, die alte Politikerkaste zu «verschrotten». Renzi, der vergangenes Jahr in einer Urwahl am späteren PD-Spitzenkandidaten Pier Luigi Bersani scheiterte, werden auch Ambitionen auf das Amt des Regierungschefs nachgesagt.
Letta droht Gegenwind
Lettas Zusammenarbeit mit Renzi könnte daher schwierig werden, doch der Regierungschef scheut die Konfrontation nicht. Er gab seine Stimme am Vormittag in Rom ab. Nach dem Rücktritt des früheren Vorsitzenden Pier Luigi Bersani, der nach der Parlamentswahl im Februar mit der Regierungsbildung gescheitert war, hatte Guglielmo Epifani die PD als Übergangsvorsitzender geführt.
«Es wird nicht über die Dauer der Regierung entschieden, sondern über das Schicksal der PD», kündigte Kandidat Cuperlo bei seiner Stimmabgabe an. Sein Kontrahent Renzi gab sich betont gelassen. «Der Tag läuft gut, viele Menschen geben ihre Stimme ab», sagte er.
Es wurde damit gerechnet, dass sich etwa zwei Millionen Italiener an der Wahl beteiligen. Am Nachmittag äusserte sich die PD optimistisch, vor einigen Wahllokalen hätten sich sogar Schlangen gebildet.
Bei den beiden vergangenen Urwahlen der PD 2009 und 2012 hatten je etwa drei Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben. Kommt am Sonntag keiner der Kandidaten auf mehr als 50 Prozent der Stimmen, folgt eine Stichwahl.