Mitten in der Hauptferienzeit haben die italienischen Steuerfahnder ausgedehnte Kontrollen in den bekanntesten Badeortschaften des Landes gestartet, um Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Von Ligurien bis Sardinien kamen Hoteliers, Restaurants sowie Besitzer von Diskotheken und Badeanstalten unter die Lupe.
Damit signalisieren die italienischen Finanzbehörden ihren Willen, mit verschärften Steuerkontrollen den leeren Staatskassen zusätzliche Einnahmen zu bescheren, berichteten italienische Medien am Sonntag.
Die Razzien in den Ferienorten lösten kritische Reaktionen aus. Hoteliers und Unternehmen beklagten, dass die mehrstündigen Kontrollen der Steuerfahnder die Gäste der Ortschaften verschreckt hätten. Auch in Rom wurde die Aktion der Finanzbehörden kritisiert.
Abrechnungen unter der Hand und Steuerhinterziehung kosten den italienischen Staat jedes Jahr Milliarden. Die Regierung unter Enrico Letta will im Zuge ihres Sparkurses verstärkt dagegen vorgehen. Das Problem jedenfalls ist gewaltig. Es sei ein «in Europa einzigartiges Ausmass an Hinterziehung», behaupten Experten. Zu lange hätten in Italien der politische Wille und die Instrumente gefehlt, um Steuersünder zu fassen.
Milliardeneinnahmen erhofft
Regierungschef Letta will mit eisernem Griff Steuerhinterziehern in Italien das Leben schwer machen. Seit einigen Wochen werden Konto-und Depotauszüge in regelmässigen Abständen an die Steuerbehörden geschickt. Damit kann der Fiskus Widersprüche zwischen dem deklarierten Einkommen und den Beträgen auf den Bankkonten aufdecken.
Italien gilt europaweit als eines der Länder mit der höchsten Steuerhinterziehungsrate. Dem Fiskus entgehen dadurch jährlich zwischen 150 und 250 Mrd. Euro an Einnahmen. Dank eines verschärften Kampfes gegen die Steuerhinterziehung rechnet Italiens Finanz bis Ende 2013 mit Einnahmen in der Höhe von zwölf Mrd. Euro.