It’s all over now

Der amerikanische Soulsänger Bobby Womack ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Details zur Todesursache sind noch nicht bekannt. Womack litt an Alzheimer.

Bobby Womack stirbt nach jahrelangem Alzheimer. (Bild: sda)

Der amerikanische Soulsänger Bobby Womack ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Details zur Todesursache sind noch nicht bekannt. Womack litt an Alzheimer.

Nicht einmal vier Monate nach seinem 70. Geburtstag ist der amerikanische Soulsänger Bobby Womack gestorben. Seine Agentin bestätigte am Freitag den Tod des Sängers, Komponisten und Produzenten. Details, etwa zur Todesursache, wollte sie vorerst nicht nennen.

Womack litt seit Jahren an Alzheimer. Er war einer der einflussreichsten Musiker des Souls, der auch andere Musikzweige prägte. Der Vater von Robert Dwayne Womack war Musiker und er führte seine fünf Söhne in Cleveland, Ohio, schon früh an die Musik heran.

Schon als Teenager nahmen sie als Womack Brothers Platten auf, vermittelt von Sam Cooke («Twisting the Night Away», «Wonderful World»). Cooke benannte die Brüder in The Valentinos um, einer ihrer ersten Songs war 1964 «It’s All Over Now», ein Song über eine unglückliche Liebe. Platz 94 in den Charts. Kein Hit, aber immerhin.

Das änderte sich, als in London zwei junge Nachwuchsmusiker namens Keith Richards und Mick Jagger den Titel hörten. Sie kauften den Brüdern den Song ab – und landeten die erste Nummer-Eins-Single der Rolling Stones in Grossbritannien und ihren Durchbruch in Europa.

Heute gehört der Hit zu den Hymnen des Rock. Bobby Womack bringen nur Kenner damit in Verbindung. Er war wütend über den Erfolg der anderen mit seinem Song. Bis zum ersten Scheck: Von den Tantiemen konnte der 20-Jährige eine Weile leben.

Konzerte trotz Alzheimer

Bald war auch der Name Womack in den Schlagzeilen – wegen eines Skandals. Sam Cooke wurde, halbnackt, von einer Motelmanagerin erschossen und Bobby heiratete schnell dessen Witwe. Ja, schlimmer noch, später nahm Bruder Cecil auch noch Cookes blutjunge Tochter Linda zur Frau. Aus heutiger Sicht ist das höchstens verworren, damals war es höchst anrüchig.

Nach Cookes Tod zerbrachen die Valentinos, aber Bobby machte weiter Musik – an allen Fronten. Als Sänger hatte er Hits wie «Lookin‘ For a Love», «That’s The Way I Feel About Cha» und «Woman’s Gotta Have It». Als Musiker arbeitete er mit Legenden wie Janis Joplin und Aretha Franklin zusammen.

Und als Komponist schrieb er Filmmusik, etwa 1972 für «Across 110th Street». Als Quentin Tarantino 25 Jahre später den Song als Titelmelodie für «Jackie Brown» nutzte, trat das noch einmal eine Soul-Welle los.

Da war die grosse Zeit des Bobby Womack längst vorbei. Drogen und Krankheiten hatten aus dem Mann ein Wrack gemacht, das letzte Studioalbum war 1994 erschienen – bis es vor zwei Jahren mit «The Bravest Man In The Universe» zu einem erstaunlichen Comeback kam.

Vor eineinhalb Jahren bekannte Womack, dass er immer öfter Texte und Namen vergesse. Alzheimer. Dennoch trat er bis zum Schluss auf, Konzerte waren noch für die nächsten Monate in Planung. Sein grösster Hit, sein Vermächtnis bleibt: «It’s All Over Now», «Jetzt ist alles vorbei».

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