Die Schweizer Filmschaffenden blickt mit Stolz auf das vergangene Jahr zurück: Ein Familienfilm lockt Millionen ins Kino, ein Animationsfilm sorgt für einen Preissegen. Warum in der Branche trotzdem nicht eitel Sonnenschein herrscht, erklärt Filmchef Ivo Kummer.
Schweizer Filmschaffende haben allen Grund glücklich auf 2016 zurückzublicken, eigentlich: «Heidi» von Alain Gsponer, eine Produktion mit deutscher und Schweizer Beteiligung, lockte bisher weltweit 3,5 Millionen Besucher in die Kinos. Der französisch-schweizerische Animationsfilm «Ma vie de Courgette» von Claude Barras hat den Europäischen Filmpreis gewonnen, ist für einen Golden Globe nominiert und hat sogar Oscar-Chancen.
Barras‘ feinfühliger Animationsfilm sei ein wirklich stimmiges Gesamtpaket, so BAK-Filmchef Kummer gegenüber der Nachrichtenagentur sda, «gut gemacht, gut vermarktet». Auch beim dritten Mal habe ihn die Geschichte um den kleinen Courgette, der in einem Kinderheim zum ersten Mal Geborgenheit erfährt, noch berührt; der Film gehört zu Kummers persönlichen Favoriten.
Filmerfolg soll neu gemessen werden
Was bleibt vom Schweizer Filmjahr 2016, abgesehen von «Heidi» und «Courgette»? Ein Blick in die provisorischen Zahlen zeigt: nicht allzu viel. Filme wie etwa Stefan Haupts «Finsteres Glück» blieben unter den Erwartungen. «Die Branche ist gnadenlos, wenn ein Film am ersten Wochenende unter den Erwartungen bleibt, wird er oft bereits wieder aus dem Programm geworfen.»
Laut ProCinema wurden bis Mitte Dezember 13 Millionen Eintritte gelöst, wie immer die meisten für Filme aus den USA (67 Prozent). Der Marktanteil heimischer Produktionen beträgt – inklusive Koproduktionen wie «Heidi» – 7,7 Prozent.
Doch die Kinozahlen allein sagen nicht genug über den Erfolg eines Films aus, findet Kummer. Das BAK arbeitet deshalb an einem Projekt, das künftig auch die Festivalzahlen, die Zuschauerquote beim Fernsehen sowie die Video-on-Demand-Zahlen in die Statistik einfliessen lassen will. «Erst dann können wir wirklich reale Aussagen zum Erfolg eines Films machen.»
Zeiten des Umbruchs
Wie geplant angelaufen ist das neue Fördermittel «Film Standort Schweiz» (FiSS), das die Schweiz als Filmdrehort stärken will. Gerade plane ein italienisches Filmteam um den Schweizer Regisseur Denis Rabaglia fünf Drehtage im Tessin, ohne FiSS wären die Szenen in Italien oder dem Südtirol gedreht worden. FiSS sei eine Art regionale Wirtschaftsförderungen auf einem kulturellen Hintergrund, denn Filmteams bescheren dem lokalen Gewerbe Umsatz.
Trotz neuen Fördermitteln, trotz filmischen Erfolgen: Für Ivo Kummer ist die Branche nach wie vor im Umbruch. Und gerade wegen den Folgen politischer Entscheide sei es an der Zeit, eine «internationale Strategie für den Schweizer Film zu entwickeln». «Wir müssen uns neu überdenken. Wohin wollen wir mit dem Schweizer Film? Was sind unsere Chancen, wo liegen die Risiken?» Es gibt zu tun im Filmjahr 2017.