Die Industriellen Werke Basel (IWB) haben 2011 mit 1576 GWh erstmals mehr Strom aus erneuerbaren Energien produziert als sie insgesamt mit 1568 GWh verkauften. Der Gewinn stieg von 60,1 auf 83,2 Mio. bei einem Gesamtertrag von 698,1 Mio. Franken.
Die IWB seien das wohl einzige Schweizer Energieunternehmen, das nach Fukushima seine Strategie nicht ändern musste, sagte IWB-Chef David Thiel am Montag bei der Jahresmedienkonferenz. Die IWB bezogen 90,15 Prozent ihres Stroms aus Schweizer Wasserkraftwerken, 9,6 Prozent aus Windkraft – vor allem in Frankreich – sowie 0,25 Prozent aus Solaranlagen – insbesondere in Spanien.
Neben den 1576 Gigawattstunden (GWh) grünem Strom produzierten die IWB noch 95 GWh Strom in gasbetrieben Blockheizkraftwerken; ihre Stromproduktion betrug so total 1671 GWh. Eine GWh deckt etwa den Jahresverbrauch von 280 Basler Einfamilienhäusern.
Effizienz als Geschäftsmodell
Ins Netz eingespeist haben die IWB inklusive Netzverlusten im letzten Jahr 1580 GWh (0,5 Prozent weniger als 2010) Strom, 3144 GWh (-13,3%) Erdgas, 984 GWh (-12,7%) Fernwärme sowie 27,9 Mio. Kubikmeter (-3,5%) Trinkwasser. Die Nachfrage sei vor allem dank dem warmen Jahr gesunken, sagte Finanzchef Christian Bigler.
Bis 2015 wollen die IWB ihre erneuerbare Stromproduktion um 500 GWh auf 125 Prozent des heutigen kantonalen Verbrauchs erhöhen – um den Absatz machen sie sich keine Sorgen. Eigenproduktion sei klar glaubwürdiger als Zertifikatehandel für grauen Strom, sagte Thiel. Investiert werden sollen dazu rund 300 Mio. Franken Eigenmittel.
Der IWB-Chef plädierte für einen echten Paradigmenwechsel weg vom alten „mehr-Verbrauch-gleich-mehr-Gewinn-Denken“ hin zu Effizienz als neuem Geschäftsmodell. Wind- und Sonnenstrom falle unregelmässiger an als etwa aus einem Flusskraftwerk, was mehr Speicher, bessere Netze und Angebots-gesteuerten Verbrauch erfordern werde.
Beispielsweise könnte künftig jemand weniger bezahlen, der den IWB überlässt, seine Waschmaschine einzuschalten, als jemand, der selber bestimmen will, wann er wäscht. Die für solcherlei notwendigen Netzdatensysteme seien derzeit in Entwicklung, sagte Thiel. Zu klären seien indes auch Datenschutzfragen.
Netzausbau und fairer Markt nötig
Thiel hält den Atomausstieg bis 2030 für machbar, nicht erst 2035. Dazu müsse aber der Markt voll spielen, also auch die externen Kosten des Atomstroms wie Entsorgung und Versicherung eingerechnet werden. Stelle man jetzt die Weichen, sei bis 2050 mit Effizienz und intelligenten Systemen die Hälfte des Verbrauchs einzusparen.
Die Schweiz müsse auch beim internationalen Netz-Ausbau mitwirken, forderte der IWB-Chef weiter. Künftig sei überdies Netz-Konvergenz gefragt, etwa indem man bei einem Strom-Überangebot neben den Windturbinen am Meer damit Wasserstoff erzeugt und diesen via Gasnetz transportiert, speichert oder lokal verbraucht.
Die Schweizer Energieversorger müssten sich zusammenraufen, mahnte Thiel: Hätte diese Branche früher auf Effizienz gesetzt, wäre die ganze Schweizer Industrie heute konkurrenzfähiger und innovativer. Die IWB sähen sich als „treibende Kraft“ in der Schweiz für die Energiewende. Zudem sollten Kontrollbehörden nicht primär den billigsten Stromtarif fordern, da sonst Geld für Innovation fehle.
Heute sind die IWB fit: Mit einer Eigenkapitalquote von knapp 70 Prozent weisen sie laut Bigler eine „sehr starke Bilanz“ aus. Die Bilanzsumme des Unternehmens mit 793 Angestellten wird auf 1,85 Mrd. Franken (+10%) beziffert. Der Kanton Basel-Stadt profitierte von 24,1 Mio. Franken (+7,6%) Ausschüttung.