IWF sieht Gefahr einer neuen globalen Wirtschaftskrise

Der Internationale Währungsfonds macht sich zunehmend Sorgen über die Stabilität der Weltwirtschaft. Insgesamt mache die globale Konjunktur zwar noch einen kräftigen Eindruck. Aber an ganz vielen Ecken lauere die Gefahr einer neuen globalen Krise.

IWF-Chefökonom Olivier Blanchard (Archivbild) (Bild: sda)

Der Internationale Währungsfonds macht sich zunehmend Sorgen über die Stabilität der Weltwirtschaft. Insgesamt mache die globale Konjunktur zwar noch einen kräftigen Eindruck. Aber an ganz vielen Ecken lauere die Gefahr einer neuen globalen Krise.

Die Risiken für die Weltkonjunktur seien in den vergangenen Monaten wieder grösser geworden, erklärte die Organisation in Washington. Seine Wachstumsprognose für dieses Jahr korrigierte der IWF erneut deutlich nach unten.

Eine grosse Sorge sei, dass die Erholung in der Eurozone stagniere. Auch geopolitische Krisen wie in der Ukraine oder im Nahen Osten könnten weit über die betroffenen Gebiete hinaus ökonomischen Schaden anrichten, etwa durch steigende Energiepreise.

Riskant sei zudem eine mögliche Überhitzung der Finanzmärkte. Die hohen Börsenkurse würden nicht die Zerbrechlichkeit der wirtschaftlichen Erholung widerspiegeln.

Globales Wachstum von 3,3 Prozent

In dem Weltwirtschaftsausblick senkte der IWF seine Prognose des globalen Wachstums für dieses Jahr auf 3,3 Prozent. Im April war der Wert noch 0,4 Prozentpunkte höher.

Auch für 2015 korrigierte der Krisenhelfer seine Aussichten nach unten und rechnet nun mit 3,8 Prozent Wachstum. Damit musste der Fonds zum wiederholten Male in Folge seine Erwartungen reduzieren.

«Die Geschwindigkeit des Wachstums hat in den letzten Jahren enttäuscht», erklären die IWF-Experten. Vor allem in grossen Volkswirtschaften werde trotz niedriger Zinsen zu wenig investiert und zu wenig für die Nachfrage getan.

Prognose für Schweiz deutlich tiefer

Für die Eurozone erwartet die Organisation 0,8 Prozent Wachstum in diesem und 1,3 Prozent im kommenden Jahr. Beide Werte wurden deutlich gesenkt. Grosse Abstriche macht der IWF bei Italien und Frankreich.

Die Prognose für die Schweiz senkte die Organisation im Vergleich zum April ebenfalls deutlich: Für 2014 rechnet sie mit einem Wachstum von 1,3 Prozent (zuvor:+2,1); die Vorhersage für nächstes Jahr senkte sie von 2,2 auf 1,6 Prozent.

Bessere Prognose für USA

«Es besteht das Risiko, dass die Erholung in der Eurozone stagniert», schreibt IWF-Chefökonom Olivier Blanchard.

Grosse Schwierigkeiten sieht der internationale Kreditgeber auch wegen der Sanktionen in der Ukraine-Krise weiterhin für die russische Wirtschaft. Auch der einstige Wachstumsmotor Brasilien kämpfe mit einer noch schwächeren Konjunktur als zuletzt erwartet.

Für die USA rechnet der Fonds in diesem Jahr hingegen mit einer um 2,2 Prozent höheren Wirtschaftsleistung – das ist ein halber Prozentpunkt mehr als im Juli vorausgesagt. Im kommenden Jahr dürfte sich der Zuwachs noch auf 3,1 Prozent beschleunigen.

Weniger Probleme sieht der IWF für China, dessen Wachstum in den kommenden beiden Jahren über sieben Prozent bleiben soll. Auch Indien habe sich nach einer Schwächephase wieder gefangen.

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