Ungarns Nationalbank hat den Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgefordert, seine ungarische Repräsentanz zu schliessen. Man halte eine ständige Vertretung des IWF in Ungarn für «unbegründet».
Dies schrieb der Chef der Notenbank, György Matolcsy, in einem Brief an die IWF-Chefin Christine Lagarde, wie die Nationalbank in Budapest am Montag mitteilte.
Daraufhin teilte die IWF-Repräsentanz in Budapest mit, das Mandat der Büroleiterin Iryna Ivaschenko laufe Ende August ab, ein Nachfolger werde nicht entsandt.
Der IWF sei stets auf Einladung der Gastländer in den Mitgliedstaaten präsent. Man würde aber gerne die regulären bilateralen Konsultationen mit Ungarn fortsetzen, wie mit jedem anderen Mitgliedstaat auch, hiess es weiter in der IWF-Mitteilung.
Ungarn werde den 2008 erteilten IWF-Kredit bis Ende dieses Jahres vollständig zurückzahlen, so dass hier ohnehin kein weiteres IWF-Programm laufe, hatte Matolcsy weiter geschrieben. Der seit 2010 amtierenden Regierung von Viktor Orban sei es gelungen, das Haushaltsdefizit unter 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu drücken und die Staatsverschuldung zu senken.
Mit Ausbruch der globalen Finanzkrise hatten IWF und EU mit einem Notkreditpaket von 20 Milliarden Euro das damals sozial-liberal regierte Ungarn vor dem Staatsbankrott gerettet. Spätere Verhandlungsversuche von Orbans Regierung mit dem IWF scheiterten, weil Budapest keine der Sparauflagen erfüllen wollte.
Matolcsy, seit gut vier Monaten im Amt, ist ein politischer Partner des rechtsnationalen Orban. Als Wirtschaftsminister (2010 bis März 2013) galt er als Architekt von Orbans «unorthodoxer» Wirtschaftspolitik, die auf massiven Sondersteuern für Grossunternehmen beruht.
Orban plädierte immer wieder mit Nachdruck für «Unabhängigkeit» vom IWF und anderen westlichen Kreditgebern. Im vergangenen Jahr schrumpfte Ungarns Wirtschaft um 1,7 Prozent.