Mehr Sicherheit, keine Isolierung des Tessins, nachhaltigere Investition: Die Befürworter der zweiten Tunnelröhre am Gotthard gehen mit den bekannten Argumenten in den Abstimmungskampf. Sie sind breit abgestützt – auch finanziell.
Acht Politiker unterschiedlicher Couleur – von der SVP bis zur SP – sassen am Dienstag vor den Medien in Bern und rührten die Werbetrommel für «einen sicheren Gotthard für die ganze Schweiz». Der Freiburger SVP-Nationalrat Jean-François Rime, dessen Partei den Kampagnenlead übernommen hat, machte gleich zu Beginn klar, dass die vom Bundesrat und Parlament beschlossene Sanierungslösung die mit Abstand beste sei.
Der Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands (sgv) hob wie Verkehrsministerin Doris Leuthard vor drei Wochen die Wichtigkeit einer zweiten Strassentunnelröhre am Gotthard für die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Verkehrssicherheit hervor. Ein Ja für den zweiten Tunnel bringe wegen der richtungsgetrennten Fahrspuren einen Quantensprung an Sicherheit, sagte der Aargauer SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner.
Dem überparteilichen Komitee «Gotthard Tunnel sicher JA» stehen für den Abstimmungskampf etwas über zwei Millionen Franken zu Verfügung, wie der Tessiner CVP-Ständerat Filippo Lombardi auf Nachfrage sagte. «Wir sammeln noch Geld.» Zum Vergleich: Der Verein «Nein zur 2. Gotthardröhre» investiert nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Franken in den Abstimmungskampf.
Sicherheit und Solidarität
Die Argumente der Tunnelgegner wurden am Dienstag vom Ja-Komitee zum wiederholten Male zerpflückt. Die Alternativen für eine Sanierung seien völlig ungenügend, zu teuer und in keiner Weise nachhaltig, sagte Rime.
«Würde der Tunnel während der Sanierung gesperrt, müsste der Verkehr über gefährliche Umwege über die Alpenpässe im Graubünden und im Wallis ausweichen.» Dann wären auch andere Kantone – insbesondere in der Romandie – von vermehrten Staus betroffen.
Ohne zweite Röhre würde zudem die sichere Handelsverbindung zwischen dem Tessin und der Restschweiz gekappt, sagte Rime. «Für die Unternehmen und für den Handel wäre das ein unverzeihlicher Fehler.» Die zwei anwesenden Vertreter des Kantons Tessin, Lombardi und die SP-Regierungsrätin Patrizia Pesenti, unterstrichen die Wichtigkeit einer permanenten Strassentunnelverbindung für den nationalen Zusammenhalt.
Ungenügende Alternativen
Die Vorschläge der Tunnelgegner, die Totalsperrung mit einer rollenden Landstrasse (RoLa) zu überbrücken, seien keine Option, sagte Lombardi. Die Kantone Uri und Tessin seien gegen den Bau von Verladestationen auf ihrem Territorium. «Eine längere Variante von Grenze zu Grenze würde deutlich mehr kosten als der Bau eines Sanierungstunnels.»
Zahlen dazu gibt es jedoch nicht. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) schätzte bisher nur die Kosten von drei verschiedenen Kurz-RoLas ab. Diese bewegen sich zwischen 1,5 und 2,2 Milliarden Franken und sind damit tiefer als eine Sanierung mit einer zweiten Tunnelröhre mit Kosten von total rund 2,8 Milliarden Franken.
Während die Tessiner Regierung klar Ja sagt zu einer zweiten Röhre, hat sich der Urner Regierungsrat bislang stets dagegen ausgesprochen. Auf nationaler Ebene unterstützen SP, Grüne und GLP das Referendum gegen eine zweite Röhre. SVP, FDP, CVP und BDP bekämpfen es. Am 28. Februar stimmt das Schweizer Volk darüber ab.