Das Atomkraftwerk Leibstadt im Kanton Aargau bleibt wegen einer fehlerhaften Schweissnaht an der Wasserleitung im Primärkreislauf vermutlich länger vom Netz als geplant. Die Vorbereitungen für die Reparatur benötigen gemäss AKW-Betreiber mehr Zeit.
Die Abklärungen und Vorbereitungen für die Reparatur seien im Gang, sagte Kernkraftwerksleiter Andreas Pfeiffer am Donnerstag vor den Medien in Leibstadt AG. Er machte keine genauen Angaben dazu, wie lange die Arbeiten dauern könnten. Die Revision werde aber relativ teuer.
Bei der periodischen Ultraschall-Überprüfung am Reaktordruckbehälter sei an einer Schweissnaht eines Speisewasser-Stutzens ein meldepflichtiger Befund festgestellt worden.
Pfeiffer bezeichnete den Befund als „Riss“. Es sei jedoch zu keiner Leckage und zu keiner Freisetzung von Radioaktivität worden. Das Speisewassersystem verfügt über insgesamt sechs dieser Stutzen. Die anderen fünf Stutzen blieben bei der Überprüfung ohne Befund.
Spezialisten aus Amerika
Bevor das AKW nach der Jahresrevision wieder hochgefahren werden kann, muss der Schaden repariert sein. Die Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL) informierte die Atomaufsichtsbehörde ENSI bereits letzte Woche über den Sachverhalt.
Die KKL AG muss dem ENSI Berichte einreichen und aufzeigen, wie die Reparatur bewerkstelligt werden kann. Gemäss Pfeiffer werden Spezialisten aus Amerika die Reparatur vornehmen. Solche Arbeiten seien weltweit schon 800-mal ausgeführt worden.
Die laufende Hauptjahresrevision ist mit einer geplanten Dauer von 49 Tagen die umfangreichste seit Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes im Jahr 1984.
AKW soll bis 2045 am Netz bleiben
Bis 2015 will die KKL AG rund 600 Millionen Franken ins AKW investieren. Laut Pfeiffer könnte das Werk mit den Nachrüstungen bis 2045 am Netz bleiben. Dies würde einer Betriebsdauer von 60 Jahren entsprechen.
„Wir rufen damit Diskussionen hervor“, hielt Pfeiffer fest. Das Energieszenario des Bundesrates rechnet damit, dass das AKW Leibstadt als letztes Werk der Schweiz um das Jahr 2034 abgeschaltet wird. Der Bund geht von einer Laufzeit von 50 Jahren aus.
Es gebe keinen Widerspruch zu diesem Szenario, sagte Pfeiffer. Der Bundesrat wolle auch, dass die AKW so lange am Netz seien, wie sie sicher betrieben werden könnten. Die Frage nach Betriebsdauer sei daher „letztlich ein politischer Entscheid“.