Elaine Thompson schafft in Rio das Sprint-Double und gewinnt nach Gold über 100 m auch das Rennen über 200 m. Die beiden weiteren Goldmedaillen gehen an Brianna Rollins und Tianna Bartoletta.
Mit der Jahresweltbestzeit von 21,78 Sekunden wies Elaine Thompson auch über die halbe Bahnrunde die Konkurrenz in die Schranken und liess sich im Stadion João Havelange zur Sprintkönigin der Spiele von Rio de Janeiro krönen. Für die Jamaikanerin kam der Sieg überraschend, hatte sie sich doch laut eigener Aussage eine leichte Verletzung am Oberschenkel zugezogen.
Thompson hielt die favorisierte Weltmeisterin Dafne Schippers in Schach, die nach einem verhaltenen Start auf der Zielgeraden zwar aufdrehte, in 21,88 Sekunden aber nur zu Silber lief. «Ich bin nicht glücklich, da ich gekommen bin, um Gold zu gewinnen», sagte die niederländische Europameisterin über 100 m. Bronze holte Tori Bowie aus den USA, die Zweite über 100 m.
Thompson ist die erste Sprinterin seit der Amerikanerin Florence Griffith-Joyner 1988 in Seoul, die sowohl über 100 m als auch über 200 m Olympia-Gold gewann. Mit der jamaikanischen 4×100-m-Staffel bietet sich Thompson in die nächsten Tagen die Chance auf die dritte Goldmedaille.
Seiner Landsfrau gleichtun könnte es Usain Bolt. Der 100-m-Olympiasieger zeigte auch im Halbfinal über 200 m, dass er in Topform ist und siegte in 19,78 Sekunden. Im Vergleich zum Vorlauf, als er bereits nach der Kurve etwas Tempo weggenommen hatte, liess es Bolt im Halbfinal erst auf den letzten 50 Metern gemächlicher angehen. Obwohl er nicht voll durchzog, verpasste er die Jahresweltbestzeit von LaShawn Merritt, dem Sieger der ersten Halbfinal-Serie (19,94), nur um vier Hundertstelsekunden.
Der siebenfache Olympiasieger demonstrierte neben seiner guten Verfassung einmal mehr auch seine Lockerheit. Kurz vor dem Zieleinlauf blickte er zu dem neben ihm laufenden Kanadier Andre De Grasse hinüber, der ihn bis ins Ziel forderte. Der Bronze-Gewinner über 100 m dürfte Bolts grösster Konkurrent im Final sein. Bolt kündigte allerdings an, in diesem den von ihm gehaltenen Weltrekord von 19,19 Sekunden anzugreifen. Im Final fehlen wird Justin Gatlin. Der Olympia-Zweite über 100 m aus den USA verpasste mit 20,13 den Einzug in die Top 8 um drei Hundertstel.
Über 100 m Hürden feierten die Amerikanerinnen einen Dreifachsieg. Brianna Rollins, die sich 2013 zur jüngsten Hürdensprint-Weltmeisterin der Geschichte gekürt hatte, wurde einen Tag vor ihrem 25. Geburtstag ihrer Favoritenrolle gerecht, nachdem sie bereits den Vorlauf und den Halbfinal souverän gewonnen hatte. Im Final siegte sie in 12,48 Sekunden vor Nia Ali (12,58) und Kristi Castlin (12,61).
Einen spannenden und hochstehenden Final boten die Weitspringerinnen. Sowohl die beiden Amerikanerinnen Tianna Bartoletta (7,17 m) und Brittney Reese (7,15) als auch die Serbin Ivana Spanovic (7,08) sprangen über sieben Meter weit. Für Bartoletta, die Weltmeisterin im Weitsprung von 2005 und 2015, war es der zweite Olympiasieg. 2012 in London hatte sie mit der 4×100-m-Staffel der USA triumphiert.
Daria Klischina, die einzige startberechtigte russische Leichtathletin an den Spielen in Rio, beendete den Wettkampf mit 6,63 m als Neunte.