Japans «falscher Beethoven» ist gar nicht schwerhörig

Japans «falscher Beethoven» Mamoru Samuragochi hat den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verloren. Auf einer Medienkonferenz in Tokio, wo er sich erstmals für die jahrelange Täuschung entschuldigte, offenbarte er am Freitag auch noch, dass er gar nicht schwerhörig sei.

"Falscher Beethoven" Mamoru Samuragochi vor den Medien (Bild: sda)

Japans «falscher Beethoven» Mamoru Samuragochi hat den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verloren. Auf einer Medienkonferenz in Tokio, wo er sich erstmals für die jahrelange Täuschung entschuldigte, offenbarte er am Freitag auch noch, dass er gar nicht schwerhörig sei.

«Ich entschuldige mich für alles», erklärte er demütig. Für den Bussgang hatte Samuragochi , der früher lange Haare, Bart und Sonnenbrille trug, sein Erscheinungsbild komplett verändert und wirkte nun eher wie ein braver Büroangestellter.

Samuragochi hatte sich Jahrzehnte lang als tauber Starkomponist feiern lassen und damit weltweit Beachtung gefunden. Vor einigen Wochen ging jedoch sein Ghostwriter Takashi Niigaki an die Öffentlichkeit und verriet, dass er sämtliche Werke geschrieben hat; Samuragochi könne nicht einmal Noten lesen.

Der überführte Schwindler warf seinem langjährigen Komplizen am Freitag Verrat vor. Der habe das üble Spiel so lange mitgemacht wie sein Honorar gestimmt habe.

Videospiel-Melodien

Bis zum Freitag hatte Samuragochi die Mär von seiner zumindest teilweisen Taubheit aufrecht erhalten. Doch vor Journalisten stellte sich heraus, dass er sämtliche Fragen gut verstehen konnte. Zu dem Auftritt hatte er seine Haare kurz geschnitten, auf die dunkle Sonnenbrille verzichtet und auch seinen Gehstock zu Hause gelassen, auf den er sich sonst gestützt hatte.

Mit dem Auftritt am Freitag ist der Mythos des «japanischen Beethoven» nach fast zwei Jahrzehnten endgültig erloschen. Mitte der 90er Jahre war Samuragochi mit klassischen Kompositionen zu Videospielen wie Resident Evil berühmt geworden. Die ihm zugeschriebene Komposition «Symphonie Hiroshima» wurde nach dem Tsunami für das ganze Land zur Hymne der Hoffnung.

Samuragochi hatte nicht nur das Komponieren vorgetäuscht, sondern behauptet, seit seinem 35. Lebensjahr völlig taub zu sein. Ähnlich wie einst Ludwig van Beethoven habe er sich dadurch aber nicht vom Komponieren abhalten lassen. Seine Musik komme aus seinem Herzen, sagte er 2001 dem US-Magazin «Time» und fügte hinzu: «Mein Gehör zu verlieren, war ein Geschenk Gottes.»

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