Japans Regierungschef provoziert China mit Kriegsschrein-Besuch

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat mit einem Besuch des umstrittenen Kriegsschreins Yasukuni scharfen Protest in China und Südkorea ausgelöst. Abe war der erste Regierungschef seit sieben Jahren, der den symbolträchtigen Ort zu Ehren der Kriegstoten besuchte.

Japans Premier Shinzo Abe folgt einem Priester (Bild: sda)

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat mit einem Besuch des umstrittenen Kriegsschreins Yasukuni scharfen Protest in China und Südkorea ausgelöst. Abe war der erste Regierungschef seit sieben Jahren, der den symbolträchtigen Ort zu Ehren der Kriegstoten besuchte.

Fernsehbilder zeigten am Donnerstag Abe, wie er sich vor dem Schrein verbeugte und dann einem Priester ins innere Heiligtum folgte. Danach sagte der konservative Regierungschef vor Medienleuten, es sei eine Selbstverständlichkeit für einen Premier, denen die Ehre zu erweisen, die für ihr Land gestorben seien. «Ich habe nicht Absicht, die Gefühle des chinesischen oder des koreanischen Volkes zu verletzen», sagte Abe.

Doch das chinesische Aussenministerium verurteilte den Besuch postwendend in scharfen Worten. In einer Erklärung wurde Abe «schamloses» Verhalten vorgeworfen. Der japanische Ministerpräsident trample auf den Gefühlen der Chinesen und anderer Nationen herum. Ein Vertreter der südkoreanischen Regierung äusserte Bedauern und Verärgerung über Abes Besuch.

Schrein auch für Kriegsverbrecher

Im Yasukuni-Schrein werden zusammen mit 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten auch 14 verurteilte Kriegsverbrecher geehrt. Der Besuch von Politikern führt immer wieder zum Streit mit China und Südkorea, bei denen der Schrein als Symbol des japanischen Militarismus gilt und die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg noch lebendig ist.

Japan hatte während des Zweiten Weltkriegs grosse Teile Koreas und Chinas sowie mehrere Länder Südostasiens besetzt. Der Krieg ging erst am 15. August 1945 mit der Kapitulation Japans zu Ende, nachdem die USA zwei Atombomben auf die Städte Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hatten.

Gebietsansprüche und Militärbudgets

Japans Beziehungen zu den beiden Staaten sind seit Monaten wegen Territorialstreitigkeiten belastet. Zuletzt hatte sich China besorgt gezeigt über die geplante Anhebung von Japans Militärausgaben. Es ist die erste derartige Erhöhung seit zehn Jahren. Abe demonstriert damit seine Entschlossenheit, das militärische Profil Japans zu schärfen angesichts der aus seiner Sicht bedrohlichen Aufrüstung Chinas.

In jüngster Zeit war der Streit um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer eskaliert, die beide Staaten beanspruchen. China dehnte seine Luftraum-Kontrollzone auf die Inseln aus. Japan reagierte darauf mit demonstrativen Patrouillen von Kampfflugzeugen in dem Gebiet.

Zuletzt hatte der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi den Yasukuni-Schrein besucht. Seine Amtszeit endete 2006. Es folgte die erste Amtsperiode Abes, die bis 2007 dauerte. Damals verzichtete Abe noch auf einen Besuch des Schreins.

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