Jean-Marie Le Pen geht gerichtlich gegen Partei-Suspendierung vor

Der Gründer des rechtsextremen Front National (FN) in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, geht gerichtlich gegen die Suspendierung seiner Parteimitgliedschaft vor: Vor einem Gericht in Nanterre bei Paris fand am Freitag im Beisein Le Pens eine Verhandlung dazu statt.

Jean-Marie Le Pen auf dem Weg in den Gerichtssaal (Bild: sda)

Der Gründer des rechtsextremen Front National (FN) in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, geht gerichtlich gegen die Suspendierung seiner Parteimitgliedschaft vor: Vor einem Gericht in Nanterre bei Paris fand am Freitag im Beisein Le Pens eine Verhandlung dazu statt.

Das Urteil soll am 2. Juli verkündet werden. Jean-Marie Le Pen muss sich auch auf den Verlust der Ehrenpräsidentschaft seiner Partei einstellen: Das Politbüro unter Leitung seiner Tochter Marine Le Pen beschloss am Freitag in Paris einen entsprechenden Vorschlag an die Mitglieder, wie FN-Vize-Präsident Florian Philippot am Abend mitteilte.

Konkret solle der Artikel in den Parteistatuten gestrichen werden, der eine Ehrenpräsidentschaft vorsehe, sagte Philippot dem Fernsehsender BFMTV. Mit dem Verschwinden der Möglichkeit einer Ehrenpräsidentschaft könnte auch Jean-Marie Le Pen diesen Titel nicht mehr tragen.

Der langjährige Front-National-Chef war wegen seiner extremistischen Entgleisungen bei seiner Tochter, die von ihm die Parteiführung übernommen hat, in Ungnade gefallen. So hatte er wiederholt die nationalsozialistischen Gaskammern als «Detail» der Geschichte des Zweiten Weltkrieges bezeichnet.

Er torpedierte damit den Kurs Marine Le Pens, dem Front National mit einer Abkehr von offen antisemitischen und rassistischen Parolen ein respektableres Image zu geben und so neue Wähler zu gewinnen.

Streit eskaliert

Zuletzt eskalierte der Streit, und Marine Le Pen brach im April mit ihrem Vater. Dessen Parteimitgliedschaft wurde Anfang Mai auf Beschluss der Parteiführung ausgesetzt. Diese Entscheidung bezeichnete Vater Le Pen als «illegal, nicht normal und überzogen».

Ziel sei es, ihm vor dem anstehenden Sonderparteitag im Juli einen «Maulkorb» zu verpassen, hatte er vor einigen Tagen gesagt. Bei dem Parteitag soll über eine «Modernisierung der Parteiinstanzen» beraten, aber vor allem Jean-Marie Le Pen die Ehrenmitgliedschaft entzogen werden.

Jean-Marie Le Pen hatte den Front National 1972 mitgegründet und rund vier Jahrzehnte angeführt. Anfang 2011 trat der bald 87-Jährige die Parteiführung an seine Tochter Marine ab.

Diese verfolgt die Strategie, die Partei zu «entdämonisieren» – offenbar mit Erfolg: Bei den Europawahlen vor einem Jahr wurden die Rechtsextremen mit rund 25 Prozent der Stimmen erstmals in ihrer Geschichte Frankreichs stärkste Kraft.

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