Jean-Marie Le Pen will Tochter nicht als Präsidentin sehen

Nach der Suspendierung seiner Mitgliedschaft in der rechtsextremen Front National (FN) hat sich deren früherer Vorsitzender Jean-Marie Le Pen gegen einen Wahlsieg seiner Tochter Marine bei der französischen Präsidentschaftswahl ausgesprochen.

Will nichts mehr mit seiner Tochter zu tun haben: Jean-Marie Le Pen (Bild: sda)

Nach der Suspendierung seiner Mitgliedschaft in der rechtsextremen Front National (FN) hat sich deren früherer Vorsitzender Jean-Marie Le Pen gegen einen Wahlsieg seiner Tochter Marine bei der französischen Präsidentschaftswahl ausgesprochen.

«Wenn derartige moralische Prinzipien den französischen Staat leiten sollten, wäre dies skandalös», sagte Jean-Marie Le Pen am Dienstag dem Radiosender Europe 1. Auf Nachfrage, ob er sich tatsächlich keinen Sieg seiner Tochter bei der Wahl 2017 wünsche, sagte er: «Im Moment nicht.»

Die Front National hatte am Montag auf Betreiben von Marine Le Pen die Mitgliedschaft des Parteigründers und langjährigen Vorsitzenden ausgesetzt. In drei Monaten sollen die Parteimitglieder zudem entscheiden, ob ihm der Titel des Ehrenpräsidenten entzogen wird.

Hintergrund ist ein Interview des 86-Jährigen, in dem er zum wiederholten Mal die Gaskammern der NS-Konzentrationslager als «Detail» der Geschichte bezeichnet hatte. Er läuft damit den Bestrebungen von Marine Le Pen entgegen, die Partei aus der rechtsextremen Ecke herauszuführen.

«Schlimmer als die grossen Parteien»

Indem sie ihn nun aus der FN habe rauswerfen lassen, sei seine Tochter «ein bisschen schlimmer» als die grossen Parteien, die Sozialisten und die konservative UMP. Der politische Gegner «greift von vorn an, hier greift er vom Rücken an», sagte er.

Le Pen kündigte schon am Montagabend an, einen Einspruch gegen die Entscheidung der Parteiführung zu prüfen, seine Mitgliedschaft auszusetzen. Er hatte die Front National 1972 mitgegründet und rund vier Jahrzehnte angeführt. Anfang 2011 trat er den Parteivorsitz an seine Tochter Marine ab.

Diese verfolgt die Strategie, die Partei zu «entdämonisieren» – offenbar mit Erfolg: Bei den Europawahlen vor einem Jahr wurden die Rechtsextremen mit rund 25 Prozent der Stimmen erstmals in ihrer Geschichte stärkste Kraft in Frankreich.

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