Jean-Marie Lovey wird neuer Bischof des Bistums Sitten. Er folgt auf Norbert Brunner, dessen Amtsverzicht von Papst Franziskus angenommen wurde. Lovey war bisher Propst der Kongregation auf dem Grossen Sankt Bernhard. Er will nahe bei den Gläubigen sein.
Der neu ernannte Bischof trat am Dienstag im weissen Gewand der Kongregation des Grossen Sankt Bernhard vor die zahlreichen Medienschaffenden in Sitten. An einer Halskette trug er ein einfaches Kreuz aus Holz.
Er wolle den Menschen dienen, sagte der 64-jährige Lovey. Er wählte als Leitspruch «evangelii gaudium», die Freude über das Evangelium. Jean-Marie Lovey wurde am 2. August 1950 als achtes von elf Kindern einer Bergbauernfamilie geboren und entschied sich bald für den Glauben.
Bereits die Mittelschule absolvierte er in Pully bei Lausanne am Kollegium Champittet der Chorherren des Grossen St. Bernhard. Nach einem Theologiestudium in Freiburg wurde er 1977 zum Priester geweiht.
Darauf war er zwölf Jahre Studentenseelsorger, bevor er weitere zwölf Jahre als Ausbilder tätig war. Zuerst am Priesterseminar der Chorherren in Freiburg, danach am Priesterseminar des Bistums Sitten in Givisiez FR.
Offene Kirche
Im 2001 wurde er Prior der Kongregation des Grossen Sankt Bernhard, bevor er 2009 zum Probst gewählt wurde. Als neu ernannter Bischof plädierte er für eine Kirche, die offen für den Dialog mit anderen Religionen ist.
Auf die von der katholischen Kirche abgespalteten Pius-Brüder im Walliser Ort Ecône angesprochen, sagte Lovey, dass ihm dies ein Dorn im Auge sei. Er erlebe diese Teilung als grosses Leiden.
Er machte sich kaum Illusionen zur künftigen Beziehung mit Ecône, sagte Lovey. Er habe keine präzise Perspektive für den Umgang mit der Pius-Bruderschaft. Die Geschichte zeige, dass eine solche Situation beinahe ausweglos sei.
Auf den neu ernannten Bischof wartet im Wallis mit der im Juni lancierten Volksinitiative für die Trennung von Kirche und Staat eine weitere Herausforderung. Er finde es gut, dass es zu einer Abstimmung komme, sagte Lovey dazu. Das erlaube es der Bevölkerung, sich zu positionieren.
Von seiner Ernennung durch den Papst erfuhr Lovey am 1. Juli durch den apostolischen Nuntius in Bern, Diego Causero.
Drei Kandidaten vorgeschlagen
Dieser hatte dem Papst drei Kandidaten für die Nachfolge von Norbert Brunner vorgeschlagen. Zu den anderen beiden Kandidaturen kursierten mehrere Namen, allerdings wurden am Dienstag keine Angaben dazu gemacht.
Warum er von Papst Franziskus zum Bischof ernannt wurde, konnte Lovey nicht sagen. Der Papst habe die Rolle des Bischofs als jene eines Priesters definiert. Ein Mann, der unter den Seinen sei, manchmal voraus, um den Weg zu zeigen, manchmal hinter ihnen, um die Nachzügler zu führen, manchmal mitten in der Herde.
Norbert Brunner tritt zurück
Bischof Norbert Brunner hatte im Juni 2013 seinen Amtsverzicht bekanntgegeben. Der 72-Jährige tritt nach rund 19 Jahren als Bischof ab. Seine Kräfte reichten nicht mehr aus für die grossen Aufgaben, begründete er den Schritt.
Auf den Oberwalliser Brunner folgt mit Lovey nun wieder ein französischsprachiger Bischof. Anders als grössere Bistümer in der Schweiz umfasst das Bistum Sitten vor allem den Kanton Wallis, mit Ausnahme der Abtei St. Maurice und der Pfarrei St. Gingolph.
Zum Bistum gehört zudem ein Teil des Waadtländer Bezirks Aigle. Das Bistum zählt 257’000 Katholiken und Katholikinnen, davon stammen 72’000 aus dem deutschsprachigen Oberwallis.
Bischofskonferenz erfreut
Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) zeigte sich erfreut über die Ernennung von Jean-Marie Lovey. Markus Büchel, Bischof von St. Gallen, gratulierte dem neuen Bischof von Sitten im Namen der SBK von Herzen.
Wann Jean-Marie Lovey zum Bischof geweiht wird, ist noch unklar. Das Kirchenrecht sehe es vor, dass der neue Bischof sein Amt innert drei Monaten antrete, sagte Norbert Brunner am Dienstag. Zu Ehren des neuen Bischofs sollten im Wallis am Dienstag um 17 Uhr die Kirchenglocken läuten.