Bundespräsident Johann Schneider-Ammann ist am Dienstag auf der ersten Etappe seiner Asien-Reise in Singapur angekommen. Beim Empfang lobte er die engen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Der Staatsbesuch war eine Premiere. Es ist die erste Reise eines Schweizer Bundespräsidenten in das asiatische Land, mit dem die Schweiz bereits seit 49 Jahren bilaterale Beziehungen unterhält.
Der Chef des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) hat im Stadtstaat zuerst einem UNESCO-Weltkulturerbe einen Besuch abgestattet – dem botanischen Garten, in welchem eine Orchidee nach Schneider-Ammann benannt wurde.
Militärische Ehren
Nächster Programmpunkt des Bundespräsidenten war das Treffen mit Premierminister Lee Hsien Loong und Staatspräsident Tony Tan Keng Yam. Dieses fand im Istana Palast, dem offiziellen Sitz des Staatspräsidenten statt, wo Schneider Ammann mit militärischen Ehren empfangen wurde.
Singapur ist unter den Mitgliedern des südostasiatischen Staatenverbunds ASEAN der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Das Ziel des Staatsbesuch ist denn auch, diese Beziehungen noch zu vertiefen und die Möglichkeiten für eine noch engere wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den zwei Ländern zu diskutieren.
Der von einer Wirtschaftsdelegation begleitete Wirtschaftsminister hat daraufhin vor der Handelskammer Schweiz-Singapur eine Rede gehalten. Die Veranstaltung war dem Thema der zukünftig benötigten Kompetenzen im Arbeitsleben gewidmet.
Schweiz als Modell für Singapur
«Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, müssen sich die Arbeitskräfte kontinuierlich weiterbilden, sich an die Bedürfnisse der Wirtschaft anpassen und gleichzeitig den Graben zwischen Theorie und Praxis überwinden», sagte Schneider-Ammann in seiner Rede.
Alle seien in diesem Prozess gefordert. Führend müsse jedoch der private Sektor sein. «Denn es sind die Unternehmen, die die hauptsächliche Träger des dualen Bildungswesen sind.»
Vize-Premierminister Tharman Shanmugaratnam nannte derweil auf dieser Veranstaltung die Schweiz ein Vorbild. «Singapur kann von der Schweiz viel lernen», sagte er. Konkret verwies er auf das duale Bildungssystem der Schweiz und auf die Innovationskraft der Schweizer Unternehmen.
Enge Beziehungen
Der Bundespräsident betonte auch die grosse Bedeutung der Beziehungen beider Staaten. «Wir sind zwei vergleichbar grosse Staaten, die auch ähnliche Ziele haben», sagte Schneider-Ammann am Nachmittag gegenüber den Medien. Der Wirtschaftsminister wird dabei von der Staatssekretärin für Wirtschaft, Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, und dem neuen Staatssekretär für internationale Finanzfragen, Jörg Gasser, begleitet.
Weil es zwischen der Schweiz und Singapur keine strittigen Punkte gibt, nutzte Schneider-Ammann die Medienkonferenz, um über sein Vorgehen im Zusammenhang mit dem Brexit zu sprechen. So wolle er das Asien-Europa-Treffen (ASEM) Ende Woche in Ulan Bator dazu nutzen, sich mit europäischen Spitzenpolitikern zu treffen.
Der Bundespräsident hofft, dass die Schweiz bei der Frage der Personenfreizügigkeit mit der EU doch noch eine gemeinsame Lösung finden wird. Die Zeit drängt dabei. Denn Bern muss bis Februar 2017 die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt haben.
Von Singapur aus wird der Bundespräsident am Mittwoch weiter nach Seoul fliegen, wo er unter anderem die südkoreanische Staatspräsidentin Park Geun-hye treffen wird.