Je mehr Maturanden, desto höher die Jugendarbeitslosigkeit: Gemäss Bundesrat Johann Schneider-Ammann ist dieser Zusammenhang offensichtlich und in Frankreich sowie auch in Grossbritannien feststellbar. In der Schweiz sieht er Gefahren diesbezüglich in der Westschweiz.
„Ich sehe eine gewisse Tendenz, vor allem in der Westschweiz, wo wir eine höhere Maturitätsquote und gleichzeitig höhere Arbeitslosigkeit haben als in der Deutschschweiz“, sagte Schneider-Ammann im Interview mit der „NZZ am Sonntag“.
Die Schweiz habe nicht zu viele Maturanden, dennoch wünscht er sich in Zukunft etwas weniger, dafür bessere. „Wir müssen die jungen Menschen dort abholen, wo sie ihre Interessen und Fähigkeiten haben“, so Schneider-Ammann.
Die Gesellschaft vergleicht er mit einer Pyramide, an der die Intellektuellen und Bildungsfähigsten an der Spitze stehen und „einem breiten Sockel an Menschen mit vorwiegend handwerklichen Stärken.“. Diese müssten genauso in das Bildungssystem einbezogen werden.
Keine staatliche Regelung
„Nur so wird es uns gelingen, wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben und möglichst alle im Arbeitsprozess zu halten“. Er stelle immer wieder fest, dass Leute, die nicht über den Kopf gebildet wurden, in den Unternehmen mehr bewegen, innovativer seien und auch pragmatischer an die Sache herangehen würden.
Von einer staatlichen Regelung der Maturitätsquote hält Schneider-Ammann hingegen nichts. „Ich nehme an, dass der Arbeitsmarkt das weiterhin regulieren wird, wenn auch mit einer gewissen Zeitverzögerung.“
Er wolle auch nicht am freien Zugang zum Studium schrauben. „Aber es wäre eine Fehlentwicklung, wenn die Zunahme der Akademiker zu einer Abnahme des Leistungsniveaus führen und damit auch das Niveau an den Hochschulen sinken würde.“