Jolanda Neff meldet sich nach überstandener Viruserkrankung beim Mountainbike-Weltcup im französischen La Bresse erfolgreich zurück und gewinnt 25 Sekunden vor der Französin Catharine Pendrel.
Neff holte sich ihren siebten Weltcup-Sieg auf dramatische Weise. Die Frauen lieferten sich auf der schwierigen, vom nächtlichen Regen rutschiger gewordenen Strecke in den französischen Vogesen ein packendes Rennen. Nach der ersten Runde sah es so aus, als würde die 23-jährige Ostschweizerin eine Solo-Show starten. Mit 27 Sekunden Vorsprung auf die Tschechin Katerina Nash nahm sie die zweite Runde in Angriff.
Auch Neff war aber, wie ihre Konkurrentinnen, vor kleineren Fehlern nicht gefeiht. In der dritten Runde stürzte sie sogar kopfüber in den Fangzaun, verletzte sich aber nicht, und auch das Bike blieb heil. Da auch die mittlerweile erste Verfolgerin Emily Batty einmal unfreiwillig vom Rad musste, blieb Neff 40 Sekunden vor der Kanadierin. Genau die Zeit, die die Schweizerin in der Folge wegen eines Plattfusses am Hinterrad verlor
Gefahr drohte aber auch von weiter hinten. Ex-Weltmeisterin Catharine Pendrel startete eine grossartige Aufholjagd und schloss Anfang der letzten Runde zu Neff und Batty auf. Batty konnte dem Tempo der beiden anderen Spitzenfahrerinnen zu Beginn des langen Anstiegs nicht mehr zu folgen, und in der zweiten Hälfte distanzierte Neff mit einem Angriff auch die zweite Kanadierin. Im Ziel feierte sie mit knapp einer halben Minute Reserve ihren siebten Weltcup-Sieg, den ersten in dieser Saison.
«Ich freue mich wirklich riesig, dass es heute so gut geklappt hat», kommentierte Neff ihren Erfolg, nachdem sie vor einer Woche in Albstadt wegen einer Grippe und Heuschnuppen nicht starten konnte. «Diese Woche konnte ich mich gut erholen. Ich habe mich super gefühlt, und es ist gut gegangen bis zum Schluss.»
Hinter Neff wussten weitere Schweizerinnen zu überzeugen. Die 20-jährige Alessandra Keller wiederholte ihren sechsten Platz von Albstadt, obwohl sie zweimal gravierend gestürzt war. «Die Stürze haben mich ein wenig zurückgeworfen, aber ich habe meinen Rhythmus wieder gefunden», erklärte die Nidwaldnerin. «Ich konnte jetzt ein paar konstante Rennen zeigen, das macht mich zuversichtlich.»
Linda Indergand kam mit gut dreieinhalb Minuten Rückstand als Zehnte ins Ziel.
Schurter nach zwei Defekten Vierter
Viel Pech bekundete Nino Schurter, der die ersten beiden Weltcup-Rennen der Männer gewonnen hatte. Der Bündner fiel wegen zwei Hinterrad-Defekten innerhalb von vier Kilometern aus einer Fünfer-Gruppe zurück, der neben ihm sein Landsmann Mathias Flückiger sowie die drei Franzosen Julien Absalon, Maxime Marotte und Victor Koretzky angehörten. Nach dem zweiten Plattfuss fand er sich auf dem 7. Platz wieder und wies eineinhalb Minuten Rückstand auf die Spitze auf.
Schurter gab sich anschliessend selbstkritisch: «Der erste Platten war sicher mein Fehler. Ich hatte einen blöden Ausrutscher in der Abfahrt, musste ein Loch auf Absalon wieder zufahren und habe ein bisschen zu viel riskiert.» Der zweite sei irgendein Seitenschnitt gewesen. «Das kann es auch mal geben. Ich bin froh, dass ich noch den 4. Platz nach Hause gebracht habe und immer noch Leader bin», erklärte Schurter.
Vorne fuhr Absalon in seiner engeren Heimat ungefährdet zu seinem 31. Weltcup-Sieg. Flückiger konnte auch den anderen beiden Franzosen nicht folgen, die so einen Dreifach-Sieg feierten. Der Oberaargauer musste auch noch Schurter und Olympiasieger Jaroslav Kulhavy passieren lassen. Dennoch zeigte er sich mit dem 6. Platz zufrieden.
Das Gespräch zum Nominierungsvorschlag von Swiss Cycling steht zwar noch aus, doch als zweitbester Schweizer an diesem Tag hat Flückiger alle Chancen, in Rio zum ersten Mal bei Olympischen Spielen dabei zu sein.