Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), hat den Entscheid zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses verteidigt. Die SNB habe keine andere Wahl gehabt, sagte er in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF.
In der «Samstagsrundschau» von Radio SRF bezog SNB-Präsident Thomas Jordan erstmals Stellung zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses. «Wir hatten keine andere Wahl», sagt er im Interview mit SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler.
Im internationalen Marktumfeld habe es im Januar eine massive Veränderung gegeben, die Europäische Zentralbank (EZB) habe das Programm zum Kauf von Staatsanleihen aufgegleist, was einen enormen Druck auf den Franken ausgeübt habe. Die SNB habe in den Tagen vor dem 15. Januar massiv im Markt intervenieren müssen, hochgerechnet auf den ganzen Januar wären 100 Milliarden Franken nötig gewesen.
Nach einer Analyse sei man zum Schluss gekommen, dass der Mindestkurs nicht mehr aufrechterhalten werden könne und dass er nicht mehr nachhaltig sei. Die Frage, die sich gestellt habe, sei gewesen, ob man den Mindestkurs sofort aufheben oder ob man noch warten wolle.
Letzteres hätte bedeutet, dass die Nationalbank mit Hunderten von Milliarden Franken hätte intervenieren müssen, was wiederum geheissen hätte, dass man die Kontrolle über die SNB-Bilanz und die monetären Bedingungen verloren hätte.
«Ein Aufschieben des Entscheids hätte enorme negative Konsequenzen gehabt für die Schweiz insgesamt und auch für die Nationalbank», sagte Jordan.
Nationalbank hat «klaren Auftrag»
Der SNB-Präsident verwies zudem auf die Dimensionen, die weitere Interventionen am Devisenmarkt gehabt hätten. So hätte die SNB, wenn sie die Interventionen von Anfang Januar im selben Ausmass hätte weiterführen müssen, innerhalb von nur sechs Monaten ihre Bilanz um das jährliche Bruttoinlandprodukt der Schweiz ausweiten müssen.
Auf die Frage, ob das dreiköpfige SNB-Präsidium nicht zu viel Macht habe, meinte Jordan nur, dass die Nationalbank einfach einen klaren Auftrag habe und die Mittel, um ihr Mandat zu erfüllen. In diesem Rahmen müssten nach bestem Wissen und Gewissen Entscheide getroffen werden.
Das internationale Umfeld der Schweiz, welches die Schocks schliesslich verursache, könne dabei nicht beeinflusst werden und müssen als gegeben hingenommen werden. Unter diesen Bedingungen müssten dann die besten Entscheidungen gefällt werden.
Ein kleines Gremium wie das SNB-Präsidium weise dabei nicht eine höhere Fehlerquote auf als grössere Gremien wie etwa der EZB-Rat. Vielmehr hätten kleine Gremien auch Vorteile, etwa den, dass Entscheidungen schnell getroffen werden könnten.