Jordaniens Umgang mit Neuankömmlingen aus Syrien in der Kritik

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft Jordanien vor, zahlreiche Flüchtlinge aus dem Nachbarland Syrien ohne Hilfe in der Wüste allein zu lassen. Jordanien soll die Einwanderung der Bürgerkriegsflüchtlinge seit März deutlich eingeschränkt haben.

Blick auf das Azraq-Flüchtlingslager rund 100 Kilometer von Amman, der Hauptstadt Jordaniens entfernt: Das Land, das bereits hundertausender Syrien-Flüchtlinge aufgenommen hat, wehrt sich gegen Kritik der Menschenrechtsorganisation HRW (Archiv) (Bild: sda)

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft Jordanien vor, zahlreiche Flüchtlinge aus dem Nachbarland Syrien ohne Hilfe in der Wüste allein zu lassen. Jordanien soll die Einwanderung der Bürgerkriegsflüchtlinge seit März deutlich eingeschränkt haben.

Satellitenbilder belegten, dass sich grosse Ansammlungen von Flüchtlingen gebildet hätten, die illegal über die jordanische Grenze gekommen seien, erklärte die Organisation am Mittwoch in Amman. Sie sässen in entlegenen Grenzgebieten fest und hätten «nur begrenzt Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Betreuung».

«Jordanien sollte es den gestrandeten Menschen erlauben, sich ins Landesinnere zu bewegen», forderte die in New York ansässige Organisation. Dann könne das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR die Syrer als Asylsuchende registrieren.

«Nichts vorzuwerfen»

Der HRW-Vizedirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, Nadim Houry, gestand Jordanien zu, dass es bereits «grosse Mühen» bei der Aufnahme hunderttausender syrischer Flüchtlinge auf sich genommen habe. «Aber das ist keine Entschuldigung dafür, Neuankömmlinge wochenlang ohne wirksamen Schutz und regelmässigen Zugang zu Hilfen in abgelegenen Grenzregionen allein zu lassen», kritisierte Houry.

Jordanien und die UNO haben im Land rund 600’000 syrische Flüchtlinge registriert. Nach jordanischen Angaben kamen aber noch deutlich mehr Syrer ins Land.

Zur Kritik von Human Rights Watch sagte der jordanische Regierungssprecher Mohammed Mumani, sein Land habe «keinen Grund, sich wegen der syrischen Flüchtlinge zu verteidigen». «Wir haben 1,4 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen, das sind 20 Prozent der Bevölkerung des Königreichs», sagte Mumani vor den Medien.

Nächster Artikel