Josef Ackermann nimmt Platz auf dem Präsidentensessel der Zurich-Versicherung. Bei seiner Wiederwahl in den Verwaltungsrat sprachen sich relativ viele Aktionäre gegen ihn aus – der Noch-Chef der Deutschen Bank hat allerdings damit gerechnet.
82 Prozent der am Donnerstag an der Zurich-Generalversammlung (GV) im Zürcher Hallenstadion vertretenen Stimmen waren für Ackermann, der bis Mai noch Konzernchef der Deutschen Bank ist und seit zwei Jahren im Zurich-Verwaltungsrat sitzt. Gegen ihn votierten 14,1 Prozent.
Damit musste Ackermann das schlechteste Ergebnis aller zur Neu- oder Wiederwahl anstehenden Verwaltungsräte hinnehmen. Er selbst führt dies auf seinen Sitz im Vergütungsausschuss zurück, der über Managersaläre bestimmt: „Leider bekommt man da Gegenstimmen, das ist weltweit so“, sagte er im Gespräch mit den Medien. Er sei auf ein solches Ergebnis vorbereitet gewesen.
Top-Banker beim Versicherer
Ackermanns Wahl zum Verwaltungsratspräsidenten erfolgte innerhalb des Kontrollgremiums direkt nach der GV. Der Bankmanager übernimmt das Präsidium eines Konzerns, der 60’000 Mitarbeiter, Standorte auf allen Kontinenten und seit Donnerstag einen neuen Namen hat: Die Aktionäre stimmten an der GV mit 99,4 Prozent dem neuen Konzernnamen „Zurich Insurance Group“ zu.
Die bisherige Bezeichnung Zurich Financial Services hat ausgedient. Mit der Umbenennung soll verdeutlicht werden, dass sich die 140 Jahre alte Gruppe nach Jahren als allgemeiner Finanzdienstleister wieder vor allem auf das Versicherungsgeschäft konzentriert.
Dass ein Top-Banker zu einem Unternehmen kommt, das sich dezidiert als Versicherer positioniert, ist für Ackermann kein Widerspruch. Die Themen bei Banken, Versicherern oder Industrieunternehmen seien ähnlich. Ackermann ist Verwaltungsrat in verschiedenen anderen Firmen, auch in der Industrie.
„Attraktive Branche“
„Die Versicherungen sind eine attraktive Branche“, sagte er. Auch er müsse sich aber noch mehr ins Versicherungswesen einarbeiten. Versichern beinhalte einen anderen Grundauftrag als das Banking. Dafür stünden Versicherer weniger in der Kritik als Banken.