Roman Josi ist für die Nashville Predators nicht nur auf dem Eis ein Glücksfall, sondern auch finanziell. Der Berner Verteidiger ist wohl der NHL-Spieler mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Josi hat sich in der NHL als einer der besten seines Faches etabliert. Nach den letzten beiden Qualifikationen wurde er jeweils zum fünftbesten Verteidiger gewählt. Jene sechs Spieler, die vor ihm klassiert waren – Erik Karlsson (Ottawa Senators) und Drew Doughty (Los Angeles Kings) wurden zweimal höher eingestuft -, verdienen in dieser Saison durchschnittlich 3,44 Millionen Dollar mehr als Josi, der 4,25 Millionen Dollar kassiert. Die grösste Differenz besteht zwischen ihm und Teamkollege P.K. Subban, der 11 Millionen Dollar einstreicht. Allerdings setzt Nashvilles erfahrener Headcoach Peter Laviolette mehr auf den Schweizer (rund 25 Minuten pro Partie), was einiges aussagt.
Dass Josi für die Predators ein Schnäppchen ist, hat auch damit zu tun, dass er sich für die Sicherheitsvariante entschied, als er 2013 einen Siebenjahresvertrag über 28 Millionen Dollar unterschrieb. Schliesslich hatte er zuvor schon einige Hirnerschütterungen erlitten. Seither kamen zwei weitere dazu, die letzte zog er sich am 12. Januar dieses Jahres zu. Macht ihm dies keine Angst? «Nein. Es ist aber wichtig, sie wirklich auszukurieren», erklärte Josi. So trainierte er zwar bereits am 24. Januar wieder mit dem Team, das Comeback gab er aber erst am 4. Februar.
Steigerung nach der Pause
Hat er etwas aus den früheren Hirnerschütterungen gelernt? «Ein bisschen. Es gibt ein paar Situationen, in denen du eine Verletzung vermeiden kannst, wenn du den Kopf oben hast.» Bei der letzten Hirnerschütterung wisse er aber nicht, was er hätte anders machen können.
So oder so scheint Josi die Pause gutgetan zu haben, jedenfalls trumpft er seither gross auf. In zwölf Partien punktete er nur zweimal nicht und brachte es auf sechs Tore sowie zehn Assists (total 11/27). Zuvor war er mit seinen Leistungen nur bedingt zufrieden gewesen, hatte er von sich selber mehr erwartet.
Allerdings misst er seine Saison nicht an den Skorerpunkten. Vielmehr zählt für ihn das Gefühl, wie er spielt. «Es ist eine solch gute Liga, von daher musst du schauen, auch dann Selbstvertrauen zu haben, wenn es punktemässig nicht gut läuft», erklärte Josi. Konstant gute Leistungen hinzubringen, sei sicher etwas vom Schwierigsten. Es gelte, so wenig schlechte Spiele wie möglich zu haben.
Der MVP der WM 2013 musste sich in dieser Saison an einen neuen Verteidiger an seiner Seite gewöhnen, war doch der langjährige Partner Shea Weber im Tausch mit P.K. Subban an die Montreal Canadiens getradet worden. Die ersten vier Saisonspiele bildete er mit Subban ein Duo, der ein ähnlicher Spielertyp wie Josi ist und ebenfalls viel den Puck will.
Seither spielt er an der Seite von Ryan Ellis. «Es war sicher eine Umstellung», sagte Josi zum Abgang von Weber. «Wir wussten, was der andere macht. Ich verstehe mich aber auch mit Ellis sehr gut, und mit Subban spielte ich ebenfalls sehr gerne zusammen.»
Neue Rollenverteilung im Team
Nebst Weber sind mit Eric Nyström, Barret Jackman und Paul Gaustad weitere Routiniers nicht mehr für die Predators tätig. Dadurch gab es viele Spieler, die eine grössere Rolle annehmen mussten, zu denen selbstredend auch Josi gehört. Er ist einer von drei Assistenz-Captains.
Der Berner versucht vor allem mit seinem Verhalten auf und neben dem Eis ein Leader zu sein, ist er doch ein ruhiger Typ. Speziellen Druck spürt er aber nicht. «Druck hast du in der NHL immer, egal in welcher Position du bist», so Josi. «Du lernst, damit umzugehen.» Er sei auch nicht mehr so nervös wie am Anfang, wisse er doch mittlerweile, wie er sich auf eine Partie vorbereiten müsse, um sich gut zu fühlen. Um abzuschalten, bleibt er gerne zu Hause.
Wie Josi befindet sich auch Nashville auf einem guten Weg. In den vergangenen acht Partien holten die Predators 13 von 16 möglichen Punkten. Bezüglich Playoff-Qualifikation sieht es mittlerweile gut aus. «Vor der Saison waren die Erwartungen von ausserhalb grösser als in den letzten Jahren», erklärte Josi. «Wir als Team haben aber immer grosse Erwartungen an uns selber.»