Angestellte humanitärer Hilfsorganisationen und Journalisten stehen in Konfliktgebieten oft vor den gleichen Herausforderungen. So sei etwa der Spielraum für humanitäre Aktionen wie auch für die Beschaffung von Informationen kleiner geworden, sagten Vertreter der beiden Berufsgattungen am Dienstag vor Journalisten in Genf.
Humanitären Zonen in Konfliktgebieten würde immer weniger Beachtung geschenkt, da die Konflikte selbst immer unvorhersehbarer seien, erklärte UNO-Flüchtlingskommissar António Guterres.
Der Portugiese eröffnete damit eine vom Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) übertragene Debatte über die Rolle der Medien in humanitären Krisen. Anlass dafür war der internationale Tag der humanitären Hilfe vom vergangenen Sonntag.
Journalisten sollen kritischer werden
Guterres bedauerte, dass die Medien nicht alle Krisen mit der gleichen Aufmerksamkeit verfolgen würden. Über die aktuellen Konflikte in Mali, Sudan, Somalia oder in der demokratischen Republik Kongo werde zum Beispiel weit weniger berichtet als über den Bürgerkrieg in Syrien.
Der seit Juli amtierende neue Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, forderte die Journalisten dazu auf, ihnen gegenüber gemachte Aussagen kritischer und offensiver zu hinterfragen.
„Vollständige Objektivität ist nicht möglich“
Dass Journalisten in Krisengebieten immer häufiger selbst Zielscheibe von Angriffen werden, habe auch damit zu tun, dass die Medienleute oft als Konfliktparteien wahrgenommen würden, erklärte ihrerseits Gunilla von Hall. Sie ist Präsidentin von ACANU, der Organisation der bei der UNO akkreditierten Journalisten.
Vollständige Objektivität sei jedoch nicht möglich, sagte Raymond Bonner, ehemaliger Korrespondent der „New York Times“. So seien etwa amerikanische und britische Reporter aufgrund der Brutalität des Regimes von Saddam Hussein zuerst für eine Intervention im Irak gewesen, seien danach aber teilweise zu erbitterten Kritikern des 2003 gestarteten Einsatzes geworden.